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Die Schaffung einer nachhaltigen Mobilität ist eine der großen Zukunftsaufgaben – der Elektromobilität als effizienter, lokal emissionsfreier Antriebslösung kommt dabei eine zentrale Funktion zu. Elektromobile Logistikkonzepte spielen v.a. bei der sog. Letzten Meile (Last Mile), die den letzten Lieferschritt bis zur Haustür des Kunden beschreibt, eine große Rolle, da hier das ganze Potenzial der Elektromobilität ausgespielt werden kann.

Das Sendungsvolumen im deutschen KEP-Markt (Kurier-Express-Paketdienste) ist laut der KEP-Studie 2017 des BIEK (Bundesverband Paket & Express Logistik) allein von 2006 – 2016 um 67 Prozent gewachsen, mit weiter ansteigender Tendenz. Angesichts des stark zugenommenen Online-Handels kommt der Last Mile Logistik insbesondere in urbanen Räumen ein hohes Potenzial zur Steigerung der Lebensqualität zu – wenn es gelingt, intelligente, umweltfreundliche und wirtschaftliche Lieferstrategien zu entwickeln und zu etablieren.

Stadt Logistik Elektrofahrzeuge
In nachhaltigen Lieferkonzepten geht es auch darum, den Verkehr in den Innenstädten zu reduzieren. Bild: pixabay.com

Viele Kunden zeigen sich übrigens bereit, dieses Plus an Lebensqualität entsprechend zu honorieren: Einer Umfrage der Otto Group zufolge würden 41 Prozent der Verbraucher Mehrkosten für eine emissionsfreie Paketzustellung tragen. Zwar sind das etwas weniger als die 43 Prozent, die das nicht tun wollen, und zwischen einer erklärten Absicht und dem realen Tun mögen manchmal auch Lücken klaffen. Dennoch zeigt diese Erhebung eine klare Tendenz auf. Die Entwicklung hin zur elektrischen, lokal emissionsfreien City-Logistik ist ohnehin nicht aufzuhalten.

Dieses Spezial zur City-Logistik widmet sich den relevanten Aspekten der Logistik auf der Letzten Meile: Von den Strategien und Visionen über bestehende Transportalternativen bis hin zur nötigen Ladeinfrastruktur. Mit einer Skizzierung des Entwicklungsstandes der Drohnenforschung wird ein Ausblick auf eine wahrscheinlich mittel- und langfristig wichtige Transportoption gegeben. Abschließend wird ein kurzer Blick auf das Potenzial des verwandten Feldes der Intralogistik geworfen.

Visionen und Strategien: Logistik für die letzte Meile

Bei der elektromobilen City-Logistik geht es nicht nur um umweltschonende Konzepte, sondern gleichermaßen auch um effizientere Belieferungsstrategien, wie sie derzeit bspw. an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) erforscht werden. Im Projekt „Wirtschaftsverkehr 2.0“ analysierten die UAS-Wissenschaftler verschiedene Belieferungskonzepte und erarbeiteten Handlungsempfehlungen für Paketzusteller und Logistiker, die wirtschaftliche Effizienz mit Vorteilen für Kommunen und Anwohner verbinden sollen. Fazit: Insbesondere für die Stadtteiltypen "Mischgebiet" und "City" sehen die Forscher beide Anforderungen am besten durch eine zweistufige Distribution bedient, die auf Elektrotransporter und E-Bikes setzt. Dieses Beispiel zeigt, in welche Richtung sich die urbane Logistik derzeit entwickelt: multimodal und elektrisch sind die entscheidenden Stichwörter, die die Zukunftsstrategien bestimmen.

Ein innovatives, multimodales Logistikkonzept hat der Logistikkonzern Hermes erdacht und in Hamburg und London auch schon erprobt: die Abholung von Retouren und Paketen mittels eines Lieferroboters des finnischen Startups Starship Technologies (in diesem Video sehen sie den Lieferroboter im Einsatz). Der Vorteil dieses Systems, in dem Hermes die Zukunft der Letzten Meile sieht: der elektrisch betriebene Lieferroboter agiert (noch nicht, aber in Zukunft) autonom und lernfähig im Umkreis eines Paketshops auf Fußwegen. Ein ganz ähnliches System hat auch der Zulieferer ZF Friedrichshafen vorgestellt.

Elektrofahrzeuge: vom E-LKW bis zum E-Lastenrad

Aufgrund der vergleichsweise geringen Tageskilometer-Fahrleistungen kann die City-Logistik gut mit Elektroantrieben arbeiten – in einigen Jahren, wenn die ersten Kommunen nur noch emissionsfreien Fahrzeugen die Zufahrt zu den Innenstädten erlauben, ist dies sogar eine Notwendigkeit. An E-Fahrzeugen mangelt es jedenfalls nicht: Von E-LKWs über kompakte Elektrotransporter bis hin zu E-Lastenrädern steht bereits heute eine Auswahl innovativer Elektrofahrzeuge zur Verfügung.

E-Lastenräder
Für die innerstädtische Belieferung stehen verschiedene Transportlösungen zur Verfügung. Bild: emobilitaet.online

Oftmals können (Klein)Transporter durch E-Roller oder E-Lastenräder sinnvoll ersetzt werden. Zum Geschäft von E-Scooter-Herstellern wie Govecs gehört mittlerweile auch die kundenspezifische Ausstattung ganzer Lieferflotten. Während Auslieferungen mittels Roller quasi zum traditionellen Mobilitätsrepertoire gehören, das nun durch den Elektromotor eine ökonomische und ökologische Transformation erfährt, gehören E-Lastenräder noch zu den Newcomern. Aber das wird sich in urbanen Räumen bald ändern, denn das Segment der Lastenräder im Allgemeinen und die Letzte Meile Logistik mit E-Lastenrädern im Speziellen boomen.

Überdachtes E-Cargobike Logistik
Dieseltransporter können häufig durch E-Lastenräder ersetzt werden, die es mittllerweile in zahlreichen Ausführungen gibt. Bild: emobilitaet.online

Für den Einsatz von E-Lastenrädern gibt es gewichtige Gründe: In Großstädten wie München, Berlin oder Hamburg kommen wegen des hohen Verkehrsaufkommens zu Stoßzeiten bis zu 34 Minuten zusätzlicher Fahrzeit hinzu, was einen erhöhten Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß sowie Verspätungen, Lärm und Stress zur Folge hat. E-Lastenräder sind im urbanen Raum schneller, umweltfreundlicher und günstiger unterwegs. Mit dem ProCargo CT1 von Sortimo oder der auf einem multimodalen Liefersystem basierenden Last Mile Box eines Leipziger Erfinder-Trios finden sich bereits Lösungen auf dem Markt, die es in puncto Funktionalität und Platzangebot mit konventionellen Kleintransportern aufnehmen können und zugleich einen Mobilitätsvorteil in der Stadt aufweisen.

Einen anderen, interessanten Weg geht der Nutzfahrzeug-Zulieferer BPW, der eine Achse namens eTransport entwickelt hat. Dabei handelt es sich um eine elektrisch angetriebene Achse, die speziell für den Einbau in Verteilerfahrzeugen bis 7,5 to für die City-Logistik entwickelt wurde. Bei eTransport handelt es sich um ein System bestehend aus einer Motorgetriebeeinheit und einem Lithium-Ionen-Akku, der eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern ermöglichen soll. Der Vorteil dieser Lösung liegt auf der Hand: Der bestehende Fuhrpark kann erhalten und einfach umgerüstet werden. Ein innovativer Ansatz, von dem in Zukunft möglicherweise noch mehr zu hören sein wird.

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Ladeinfrastruktur: welches Konzept ist das richtige?

Die Reichweiten der meisten Elektrofahrzeuge erfüllen bereits die durchschnittlichen Anforderungen der Liefer- und Kurierdienste – die meisten Tagestouren haben eine Länge von maximal 80 Kilometern. Größere und dadurch teurere Batterien wären gar nicht zweckdienlich. So kann in den meisten Fällen die Aufladung über Nacht im Depot bzw. auf dem Betriebsgelände erfolgen. Dies erfordert Investitionen seitens der Unternehmen.

Ladeinfrastruktur Elektrofahrzeuge
Elektrofahrzeuge im Logistikeinsatz können gut über Nacht aufgeladen werden. Ladestationen in Be- und Entladebereichen könnten eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Bild: pixabay.com

Ein kommunaler Beitrag könnte die Schaffung einer städtischen Ladeinfrastruktur als logistischem Anreiz für die KEP-Branche darstellen. Dies könnte in Form privilegierter Be- und Entladebereiche geschehen, die mit Stromtankstellen ausgerüstet sind, wie es auch seitens der Logistikbranche gefordert wird.

Daneben nehmen bei nachhaltigen Zustellkonzepten auch sog. Mikrodepots eine zunehmend zentrale Rolle ein. Dabei handelt es sich um stationäre oder auch mobile Kleinlager für Pakete und andere Sendungen. Diese können sehr gut mit dem Einsatz von E-Lastenrädern kombiniert werden, die wiederum eine bedeutend unaufwendigere Ladeinfrastruktur benötigen als größere Elektrotransporter und auch gut mit Wechselakkus arbeiten können. Feldversuche mit der Kombination von Mikrodepots und Lastenrädern wurden bspw. von UPS in Hamburg, Offenbach und München gestartet – mit Erfolg.

Entwicklungsstand in der Drohnenforschung

Was sich für manche noch wie absolute Zukunftsmusik anhört, ist tatsächlich schon seit einigen Jahren Gegenstand intensiver Forschungen: Logistikdrohnen. Die Deutsche Post DHL betreibt bereits seit 2013 ein Forschungsprojekt mit sog. Paketkoptern, um deren Einsatz in schwer zugänglichen Gebieten – ein konkretes Praxisbeispiel war die Versorgung der Nordseeinsel Juist – zu erforschen. Im Einsatzfeld der City-Logistik sollen Drohnen es möglich machen, die Zeit zwischen Bestellung und Auslieferung auf minimale Zeiträume zu reduzieren. Bekannte Beispiele in diesem Bereich sind Amazon und Google, die an solchen Systemen arbeiten.

Logistikdrohne
Den Einkauf einfach nach Hause fliegen lassen? Lieferdrohnen sollen das künftig möglich machen. Bild: pixabay.com

Eine futuristische Studie eines autonomen Zustellsystems hat der Autohersteller Ford entwickelt. Dieses basiert auf einem autonomen Lieferroboter und kann dank an Bord befindlicher Drohne Pakete auch in höhere Stockwerke ausliefern. Bis dieses System Wirklichkeit wird, dürfte es allerdings noch ein paar Jahre dauern. Herausforderungen im Einsatz von kleinen Logistikdrohnen bestehen neben der Balance zwischen Eigengewicht, Zuladung und Reichweite vor allem hinsichtlich der Gesetzeslage in Deutschland, die ein solches Logistikkonzept jenseits von Einzelgenehmigungen derzeit unmöglich macht.

Sonderthema: Intralogistik

Die Intralogistik bezeichnet den Güter- und Warenverkehr auf einem abgeschlossenen Gelände wie zum Beispiel einem großen Logistikdepot. Die einzelnen Fahrstrecken sind in der Regel kurz, die Tagesfahrleistungen sind i.d.R. auch deutlich unterhalb der Tourenlängen von Zustellfahrzeugen in der Stadt oder auf dem Land – ein ideales Terrain für Elektroantriebe.

Elektro-Gabelstapler
Viele Gabelstapler sind bereits elektrisch unterwegs. Bild: pixabay.com

Was bspw. Gabelstapler angeht, spricht die Entwicklung bereits eine klare Sprache: Seit 2009 werden in der EU mehr E-Stapler nachgefragt als solche mit konventionellem Antrieb. Mittel- und langfristig zeichnen sich Elektrostapler durch geringere Energie- und Wartungskosten – der steigende Dieselpreis beschleunigt diese Entwicklung.

Zudem ist auch die Intralogistik ein Feld für den Drohneneinsatz. Bei Audi werden bereits versuchsweise Drohnen in der Fertigung eingesetzt, um bestimmte Aufträge schneller erledigen zu können. Dass künftig weitere, elektrisch angetriebene und autonom fahrende Versorgungsfahrzeuge unterwegs sein werden, ist vor diesem Hintergrund leicht vorstellbar – und wird in der Praxis schon vielfach erprobt.

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