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Toyota

-ein Gastbeitrag von Karsten Wiedemann-

In den kommen Monaten will Toyota seinen Wasserstoffwagen Mirai auf den europäischen Markt bringen. Auf der Hannover Messe gab es nun Gelegenheit, den Wagen zu testen.

Toyota ist nach Hyundai der zweite Autobauer, der in die Serienproduktion eines Wasserstofffahrzeuges einsteigt. Die Südkoreaner haben dabei mit dem ix35 Fuel Cell allerdings ein bereits verfügbares Modell mit einem Brennstoffzellenantrieb ausgestattet. Toyota hat mit dem Mirai ein komplett neues Fahrzeug auf die Räder gestellt.

Oberstes Ziel: Produktionskosten senken

 

Dem Schritt ging jahrelange Forschung voraus. Das Unternehmen will den ganzen Prozess beherrschen, wie es heißt. Tanks, Brennstoffzellen, E-Motor, alles entwickeln und bauen die Japaner selbst. Oberstes Ziel dabei: Produktionskosten zu reduzieren. Denn kostendeckend kann Toyota den Wagen derzeit noch nicht anbieten. Dazu müssen die Stückzahlen deutlich steigen. Auch Daimler kämpft seit Jahren mit der Kostenschwelle und hatte 2013 den Start seines Wasserstoffautos erneut verschoben. Nun soll die Brennstoffstelle mit Nissan und Ford weiterentwickelt und der Preis gedrückt werden.

Große Reichweite

 

Der Einstiegspreis des Mirai soll knapp unter 80.000 Euro liegen. Der Brennstoffzellenwagen ist mit seiner breiten Frontschürze und seinen ausufernden Kotflügeln sicher nichts für Designfetischisten. Der Fokus soll aber auch nicht auf dem Aussehen, sondern der Technik liegen. Die ist so ausgereift, dass der Mirai zum vollfertigen Reisewagen taugt.

Mit rund sieben Kilogramm Wasserstoff an Bord kann der Wagen rund 500 Kilometer weit fahren. Dann muss der Fahrer zur Zapfsäule. Von denen gibt es in Deutschland bis nur wenige, verteilt auf Großstädte wie Hamburg, Berlin oder Düsseldorf. Das Angebot soll aber in den kommenden Jahren wachsen.

Die Brennstoffzellen im Fahrzeug wandeln den Wasserstoff aus den Tanks in Strom für die Antriebsbatterien um. Die Lithium-Ionen-Zellen liefern Strom für einen 155-PS starken Elektromotor, der aus dem Hybrid-Bauschrank von Toyota stammt. Die gesamte Technik ist im Unterboden verbaut, so dass der Kofferraum noch ordentlich Platz für das Gepäck bereithält.

Mit seinen 335 Newtonmeter zieht der Mirai anständig und angenehm leise an. Wer es darauf anlegt, kann den mit Automatik angetriebenen Wagen in knapp zehn Sekunden Tempo 100 beschleinigen. Nicht schlecht für einen 1,8 Tonnen-Auto. Bei 178 Kilometern pro Stunde ist Schluss. Der Innenraum ist nüchtern gestaltet, relevante Infos lassen sich vom zentralen Display im Armaturenbrett ablesen.

Schritt für Schritt

 

Toyota folgt bei der Produktion des Mirai den gleichen Ansatz wie beim Hybrid-Platzhirschen Prius. Das bedeutet, dass die Japaner zunächst mit sehr kleinen Stückzahlen arbeiten, aktuell produzieren sie pro Tag nur drei Exemplare des Mirai. Auch der Prius war Ende der Neunziger Jahren mit ähnlichen Zahlen gestartet, der Erfolg ist bekannt. Toyota rechnet allerdings nach eigenen Angaben erst in den 2020er Jahren mit einer wirklichen Massenproduktion von Wasserstoffautos.

Auto als Notstromaggregat

 

In Japan, wo der 4,89 lange Wagen seit 2014 verfügbar ist, erfreut er sich bereits einiger Beliebtheit. Das liegt allerdings nicht ausschließlich daran, dass die technik-affinen Inselbewohner neue Antriebskonzepte per se mögen. Geschätzt wird der Mirai auch als stationäre Stromquelle. Denn seine Brennstoffzellen lassen sich auch als Notstromversorgung für zu Hause nutzen. Seit der Atomkatastrophe von Fukushima hat das Thema Versorgungssicherheit in der japanischen Gesellschaft einen höheren Stellenwert erreicht.

 

Persönlicher Blog von Karsten Wiedemann