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Robert Orten
Orten Fahrzeugbau

Robert Orten

Interview mit Robert Orten, dem Geschäftsführer von Orten Fahrzeugbau

 

Ein besonders spannendes, aber in der medialen Berichterstattung bedauerlicherweise vernachlässigtes Thema sind elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge, wie Elektrotransporter und Elektro-LKWs. Die rheinland-pfälzische Traditionsfirma Orten Fahrzeugbau spielt in diesem Segment eine Pionierrolle, seit sie vor einigen Jahren eine Vertretung von SMITH Electric Vehicles übernommen hat, die ausgereifte und in anderen Ländern bereits bestens etablierte Elektro-LKWs produzieren.

 

eMobilitätOnline: Ihre Firma Orten Fahrzeugbau hat sich einen Namen als Systemanbieter für Aufbautechnik bei Nutzfahrzeugen gemacht. Wie und wann kamen Sie auf die Idee, zusätzlich Elektro-Nutzfahrzeuge zu verteiben? Beschäftigen Sie sich schon länger mit der Elektromobilität?

 

Robert Orten: Auf das Thema Elektronutzfahrzeuge bin ich erstmals auf der Nutzfahrzeugmesse Solutrans in Lyon vor 4 Jahre aufmerksam geworden. Seinerzeit stellte ein französischer Importeur bereits ein komplettes Angebot von hundertprozentigen Elektronutzfahrzeugen in der Gewichtsklasse bis 12 t Gesamtgewicht aus. Ich war begeistert, dass es so etwas bereits gab und begann mich dafür intensiver zu interessieren. Nach meiner Recherche handelte es sich um Produkte des englischen Herstellers Modec, der dann kurze Zeit später durch Insolvenz seine Produktion einstellen musste. Jedoch reifte mein Entschluss, mich diesem Thema fortan intensiver zu widmen neben unserem angestammten Core Business, dem Fahrzeugbau. Nach ausführlicher Marktrecherche kristallisierte sich die Firma SMITH electric vehicles aus Newcastle, England als der erfahrenste Hersteller von Elektro-LKWs in Europa heraus. SMITH ist seit Jahren mit seinen Modellreihen EDISON und NEWTON der einzige LKW-Anbieter, der sowohl in der leichten Nutzfahrzeugkategorie von 3.5 t GG und 4.6 t GG bis 7.5 t GG / 10 t GG / 12 t GG in Europa Elektronutzfahrzeuge in dieser Produktrange herstellt. Die Londoner City wird hiermit seit vielen Jahren mit Erfolg beliefert .

Wir übernahmen die Vertretung und zahlreiche Händlertreffen, Meetings und Begegnungen folgten in den vergangenen 2 Jahren.

 

Welchen Anteil hat der Verkauf und Umbau der von Ihnen vertriebenen Elektro-Nutzfahrzeuge von Smith Electric Vehicles am Geschäft?

 

Der Umsatz mit Elektronutzfahrzeugen ist leider bis heute unerheblich. Es fehlen die staatlichen Anreizsysteme und Fördermittel, der Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich zum Durchbruch zu verhelfen. In Amsterdam bspw. bekommt ein Käufer eines Elektro-LKWs einen direkten Zuschuss von 20.000 Euro, wodurch im Stadtbild von Amsterdam die 100-prozentige CO2-Schadstoffreiheit und Elektromobilität wesentlich weiter verbreitet ist als bei uns. Frankreich und Spanien geben auch Zuschüsse beim Kauf eines Elektro-Nutzfahrzeuges. Ausser der KFZ-Steuerbefreiung wird der Kauf eines Elektro-LKWs bei uns derzeit nicht direkt bezuschusst. Es gibt allerdings KFW-Sonderfinanzierungsprogramme für die Anschaffung von E-Trucks.

 

 

 

Elektro-LKW's sind heute noch rar gesät auf deutschen Straßen. Wie viele elektrisch betriebene Lastkraftwagen sind nach Ihrem Kenntnisstand in der Bundesrepublik im Einsatz?

 

Es gibt derzeit für mich keine belastbare Quelle, die eindeutige Aussagen darüber trifft, wieviele Elektronutzfahrzeuge derzeit in Deutschland zugelassen sind bzw betrieben werden. Es sind leider nur wenige bisher und die Verbreitung steht in krassem Gegensatz zu der Popularität, die dieses Thema einnimmt in den Gazetten und der Presse .

 

Worin unterscheidet sich im Handling ein Elektro-LKW von herkömmlich betriebenen Nutzfahrzeugen? Bedeutet das Fahren eine große Umstellung?

 

Dabei ist das Handling und der Betrieb eines Elektro-LKWs denkbar einfach und problemlos. Es bedarf keiner eigenen ausgiebigen Schulung. Allenthalben muss das Fahrverhalten geübt werden. Die Stromabnahme und Reichweite hängen sehr starkt davon ab, wie vorausschauend das Elektro-Nutzfahrzeug gefahren wird . Es überrascht immer wieder, wenn man einen Elektro-LKW fährt und kein erwartetes Motorgeräusch wahrnimmt. Ein ganz entscheidendes Argument neben der Ökologie, welches Elektro-Nutzfahrzeuge geradezu prädestiniert, ist nachts in Innenstädten und Wohngebieten Belieferungen auszuführen.

Wesentliche Erfahrungen sind auch das Vorhandenensein des vollen Drehmomentes beim Elektronutzfahrzeug. Es gibt auch nicht das klassische Getriebe mit verschiedenen Schaltstufen. Man kann sagen, einfach losfahren ohne zu schalten und ohne Schlupf. Es ist wirklich ein Erlebnis einen Elektro-LKW zu fahren.

 

Welche Reichweiten sind mit Ihren Elektrofahrzeugen möglich? Können Elektro-LKW's an herkömmlichen Steckdosen und Ladesäulen aufgetankt werden?

 

Die Reichweiten eines Elektronutzfahrzeuges hängen sehr stark von der Topographie der Fahrtstrecke ab. Es stellt sich heraus, dass innerstädtische Ballungsräume am ehesten geeignet sind, von Elektronutzfahrzeugen angefahren zu werden. Touren mit grösseren Steigungen oder Gebirge sind weniger geeignet für diese Antriebsform. Auch gibt es gewisse Unterschiede im Sommer- und Winterbetrieb ohne dass diese aber zu einer gravierenden Einschränkung der Fahrtauglichkeit führen .

Mit einer entsprechenden Fahrweise lassen sich derzeit Reichweiten von bis zu 120 - 150 Kilometer erzielen. Die Batteriekapazität wird in verschiedenen Paketen angeboten, beim NEWTON mit 12 t GG bspw. bis 120 kWh. Der EDISON Kastenwagen verfügt dagegen normalerweise über 40 kWh Batteriekapazität.

Durch Einsatz einer Wasserstoffbrennstoffzelle, wie diese bspw. die Firma Proton Motors in Pullheim bei München entwickelt und einsetzt (siehe Fotos), lässt sich die Reichweite verdoppeln. Die Verwendung und Ausstattung dieser Reichweiten-Vergrösserung, den sog. Range Extendern in Form von Wasserstoff-Brennstoffzellen wird grosszügig gefördert.

Die Aufladung dauert ca. 8 Stunden und kann an einer normalen Kraftstrom-Steckdose mit 380 Volt erfolgen. Wir liefern entsprechende Adaptersteckanschlüsse mit, welche die Aufladung an jeder Kraftstrom-Steckdose ermöglichen.

 

Wie viele LKW's könnten Ihrer Meinung nach heute in puncto Reichweite, Wirtschaftlichkeit usw. bereits durch einen Elektro-LKW ersetzt werden?

 

Elektro-LKWs sind nach meiner Meinung bereits heute in der Lage, die Innenstadtbelieferung bis 12 t GG und ca. 6000 kg Nutzlast weitestgehend zu übernehmen. Es bedürfte nur entsprechender Verordnungen und Anrzeisysteme, sich dieser Technologie zu nähern.

 

Eine persönliche Frage am Schluß: Fahren Sie selbst auch ein Elektroauto?

 

Ich selbst fahre derzeit noch keinen Elektro-PKW, allerdings bediene ich mich im Nahverkehr eines S-Walkers als mobile Fahrhilfe, den wir ebenfalls vertreiben.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

Mehr Informationen zu Orten Fahrzeugbau, den vertriebenen Elektro-LKWs und dem S-Walker finden Sie hier.

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