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Ein E-Bike aus der Berliner Sharingflotte von Donkey Republic.
Donkey Republic

Ein E-Bike aus der Berliner Sharingflotte von Donkey Republic.

Interview mit Erdem Ovacik, Co-Founder und CEO von Donkey Republic

Kaum jemand wird heute noch der Aussage widersprechen, dass Sharing in urbanen Räumen als Ergänzung des ÖPNV die Zukunft des Transports ist. Immer mehr Sharinganbieter kommen mit neuen Angeboten auf den Markt. Als einer der wenigen Sharingunternehmen hat der Kopenhagener Anbieter Donkey Republic auch E-Bikes in seiner Flotte. Wir haben mit dem Donkey-Chef Erdem Ovacik, der das Unternehmen 2014 gründete, über den Pilotbetrieb in Berlin und Zukunftspläne des jungen Unternehmens gesprochen.

Seit Juni hat Donkey Republic 100 E-Bikes in seiner Berliner Sharing-Flotte. Wie sind die bisherigen Erfahrungen damit?

Unser E-Bike-Pilotprojekt in Berlin ist sehr erfolgreich gestartet. Allein im ersten Monat wurden die 100 E-Bikes insgesamt 770 mal ausgeliehen und über 2.000 Trips unternommen. Die durchschnittliche Mietdauer der E-Bikes beträgt aktuell 3,3 Stunden. Es ist sehr ermutigend zu sehen, wie unsere Nutzer unseren Service annehmen und dass immer mehr Menschen Fahrräder und E-Bikes für ihre Mobilität nutzen. Wir nutzen das Feedback unserer Nutzer, um für den Sharingeinsatz optimierte E-Bikes herzustellen.

Während Bike-Sharing sich immer weiter ausbreitet, ist E-Bike-Sharing noch relativ selten. Wieso ist das so und warum hat sich Donkey Republic für diesen Schritt entschieden?

Ganz einfach, wir wollten das Interesse unserer Nutzer an diesem neuen Angebot testen. E-Bikes bedeuten eine viel höhere Investition als normale Fahrräder. Aber wir können feststellen, dass im privaten Bereich die Verkaufszahlen von E-Bikes steigen und die Elektrofahrräder von vielen Menschen als gute Alternative für längere Distanzen sowie für Ziele, die schneller erreicht werden sollen, betrachtet werden. Donkey Republic ist stets darum bemüht, die Bedürfnisse der lokalen Kundenbasis zu verstehen und passende Produkte anzubieten. Wir wissen, dass unsere Kunden in Berlin im Allgemeinen längere Strecken zurücklegen, also wollten wir ihnen eine Option anbieten, die ihre Touren komfortabler macht. Angesichts des Erfolgs in Berlin werden wir unsere E-Bike-Produktion ausweiten.

Welche Rolle wird das E-Bike-Sharing in Zukunft spielen? Werden die Elektrofahrräder eine eigenständige Größe im Sharingbusiness oder immer im Schatten der klassischen Fahrräder fahren?

Auch wenn immer mehr Menschen in großen Städten wohnen, müssen sie doch einen Arbeitsweg zurücklegen. Und auch in Städten müssen längere Distanzen zurückgelegt werden, um zum Zielort zu gelangen, sei es die Arbeitsstelle oder ein Ausflugsziel – wer in Berlin bspw. von Wedding nach Kreuzberg muss, weiß, wovon ich rede. Und wenn dann noch Wind, viel Sonne oder Regen hinzukommen, dann ist eine Unterstützung doch willkommen. E-Bikes sind für solche Wege und Tage ideale Transportmittel, da man so deutlich bequemer und schneller von A nach B kommt. Insofern sind E-Bikes eine gute Ergänzung zu Donkeys Kerngeschäft, dem regulären Bike-Sharing. Elektrofahrräder sind eine interessante Option für das Sharing, sowohl für Nutzer als auch Betreiber. Wir erwarten, dass einige Nutzer beide Fahrradarten verwenden, während andere ihre bevorzugte Art der Fortbewegung haben und behalten werden.

Erdem Ovacik, Gründer und CEO von Donkey Republic. Bild: Donkey Republic
Erdem Ovacik. Bild: Donkey Republic

Berlin ist bisher der einzige Donkey-Standort, an dem E-Bikes verfügbar sind. Ist ein weiterer Ausbau der E-Bike-Flotte geplant?

Definitiv! Aktuell schauen wir ganz genau auf unsere Auswertungen, um herauszufinden, wie wir am besten den Anforderungen und Bedürfnissen unserer Nutzer entsprechen können. Wir wollen sicherstellen, dass wir allen interessierten Nutzern ausreichend E-Bikes zur Verfügung stellen, aber ohne Berlin damit zu überfluten und ungenutzte Bikes herumstehen zu haben.

Einige Sharinganbieter sind in die Kritik geraten wegen zweifelhafter sozialer und ökologischer Standards. Donkey Republic agiert in diesen Bereichen nach eigener Aussage nachhaltiger. Wie können wir uns das genau vorstellen?

Nachhaltigkeit und die Verbesserung der urbanen Mobilität gehören zum Kern von Donkey Republics Unternehmensphilosophie. Donkey ist ein dänisches Unternehmen, finanziert von europäischen Investoren, darunter dem Dänischen Wachstumsfonds. Daher messen wir all unsere Aktivitäten an höchsten ethischen Standards. Alle unsere Fahrräder werden in Europa hergestellt und sind modular aufgebaut, sodass alle wichtigen Verschleißteile ersetzt werden können. Dies reduziert anfallenden Müll auf ein Minimum. Außerdem unterhält Donkey Republic aus Überzeugung ein Stationskonzept. Dies erhöht die Akzeptanz von Sharingangeboten und verhindert, dass unachtsam abgestellte Sharing-Bikes zu einem störenden Element im öffentlichen Raum werden. Schließlich wirkt es sich positiv auf die Wartungshäufigkeit der Bikes aus. Auch der soziale Aspekt ist uns wichtig: Unsere fähigen Mechaniker, die wir bei Donkey augenzwinkernd Shepherds nennen, also die Schäfer unserer Esel-Herde, sind alle fest angestellt und vollwertige Team-Mitglieder. Zwei Mal im Jahr treffen sich alle Donkey Shepherds, um sich auszutauschen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und voneinander zu lernen.

Wie wird sich das Sharing-Business in den kommenden Jahren Ihrer Ansicht nach entwickeln oder verändern? Und wo steht Donkey Republic in 5 Jahren?

Donkey Republic will das Fahrrad zum Helden des öffentlichen Transports machen und so den privaten Autobesitz in Stadtzentren deutlich reduzieren. Indem wir lernen, immer besser mit Anwohnern und öffentlichen Einrichtungen zusammenzuarbeiten, hoffen wir, dass sich die Infrastruktur und auch die Gesetzgebung zugunsten einer nachhaltigeren urbanen Mobilität verändern wird. Dann werden wir auch immer mehr Menschen sehen, die die Flexibilität des Sharings genießen. Wir erwarten, dass die Regulierungen bezogen auf die Nutzung des öffentlichen Raums in Städten in den kommenden Jahren zunehmen werden – was wir begrüßen! Donkey Republic ist in dem Micromobility-Markt ein Vorreiter, der zeigt, wie man als Sharingunternehmen Verantwortung übernehmen kann. Beispielsweise erlauben wir nur die Ausleihe und Rückgabe an definierten Standorten, statt des stationsunabhängigen Free-Floating-Systems. Außerdem bieten wir einen sehr attraktiven Preis für die alltägliche Nutzung der Sharing Bikes: Donkey Mitglieder zahlen nur 9 Euro für einen unbegrenzten Zugang zu den Donkey Bikes! Donkey jedenfalls steht jederzeit zur Verfügung, um mit Kommunen und Städten die Bedingungen für eine verbesserte Fahrrad- und Sharinginfrastruktur zu diskutieren und gemeinsam zu entwickeln, damit künftig noch mehr Menschen zum Fahrrad als ihrem bevorzugten Fortbewegungsmittel greifen.