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Ein zentraler Bildschirm liefert Fahrinformationen. Mit einfachen Wischgesten kann der Fahrer auf einem Touch-Pad (darunter) Befehle eingeben
Florian Lehmann / TUM

Ein zentraler Bildschirm liefert Fahrinformationen. Mit einfachen Wischgesten kann der Fahrer auf einem Touch-Pad (darunter) Befehle eingeben

Auf der kommende Woche in Hannover startenden IT-Messe CeBIT wird das E-Auto-Forschungsprojekt Visio.M der Technischen Universität München (TUM)  ein neues System präsentieren, das die Komplexität in künftigen (Elektro-)Autos drastisch reduzieren könnte.

Das zweischichtiges IT-System mit der zugehörigen Software "Automotive Service Bus“ ist von den Wissenschaftlern nun als Open Source Lizenz freigegeben worden. In manchen Autos arbeiten bis zu 80 unterschiedliche Systeme, was zu einer immer größeren Komplexität führt – manche Fahrzeuge gleichen schon fahrenden Computern.

Viele Pannen sind mittlerweile auf die Elektronik zurückzuführen. Wenn in Kürze Autos zusätzlich noch über das Internet kommunizieren oder gar autonom fahren können, wird die Komplexität – und damit auch die Anfälligkeit – weiter steigen.

So ähnlich wie bei einem Smartphone

 

Für das Visio.M-Elektroauto (eMobilitätOnline berichtete) haben die TUM-Forscher eine komplett neue IT-Architektur aufgebaut, die ähnlich der eines Smartphones in zwei Schichten gegliedert ist: Die eine Schicht beinhaltet alle fahr- und sicherheitsrelevanten Funktionen, die andere alle Komfortfunktionen sowie die Systemkommunikation mit dem Fahrer und dem Internet. Die beiden Systeme laufen auf unterschiedlichen Plattformen, was das System gegen Angriffe von außen absichern soll.

IT-Architektur des Visio.M - Grafik: TUM

 

Die betriebswichtigen Funktionen werden von einem zentralen Steuergerät mit einem Controller-Area-Network (CAN) Bus geregelt, die Kommunikation übernimmt ein webfähiger Computer. Das grundlegende Architekturprinzip ist der von den Wissenschaftlern entwickelte "Automotive Service Bus“.

Der "Automotive Service Bus“ funktioniere wie ein Nachrichtenkanal. Michael Schermann, Leiter des Automotive Service Labors am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der TU München, erklärt: "Alle Komponenten müssen sich an die Grammatik des Automotive Service Bus halten, mehr ist nicht erforderlich. Wie Apps auf einem Smartphone können Komponenten aktualisiert, hinzugefügt oder gelöscht werden, ohne dass ein Werkstattbesuch nötig wäre.“

Eine grafische Bedienoberfläche bildet die Schnittstelle zum Fahrer, alle wesentlichen Informationen für das Fahren werden auf einem Bildschirm im Armaturenbrett angezeigt. "Die Anzeige auf diesem Bildschirm können wir frei gestalten. Im Visio.M haben wir uns für eine eher klassische Anzeige mit Rundinstrumenten entschieden", so Schermann.

Der Visio.M erhielt im Oktober 2014 mit diesem System seine Straßenzulassung. Nach Ende des Forschungsprojekts stellen die Entwickler nun den "Automotive Service Bus" unter eine Open Source Lizenz. "Damit bekommen Entwickler weltweit die Möglichkeit, diese Plattform für eigene Forschung zu nutzen“, so Michael Schermann.

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