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Am Campus Unteres Schloss fand kürzlich die 3. Siegener eMobility Konferenz statt.
von Bob Ionescu (self-made by author), via Wikimedia Commons.

Am Campus Unteres Schloss fand kürzlich die 3. Siegener eMobility Konferenz statt.

Das Forschungsprojekt Remonet (Regionales eMobility Netzwerk) an der Universität Siegen untersucht Möglichkeiten zur nachhaltigen Gestaltung des Verkehrs in ländlich geprägten Räumen. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie sich das Aufkommen des motorisierten Individualverkehrs langfristig senken lässt.

Nach Ansicht der Projektleitung, Herrn Prof. Dr. Gustav Bergmann und Herrn Dr. Jürgen Daub von der Universität Siegen, gehen aktuelle politische Initiativen auf EU- sowie Bundesebene zum Thema E-Mobilität an der eigentlichen Problemstellung vorbei. Gleiches gilt für den Zulassungsstopp von Pkws mit Verbrennungsmotor, den mehrere europäische Länder in den kommenden Jahren vorsehen. Allein der Austausch der Antriebstechnologie vom Diesel- bzw. Benzinmotor zur Elektrobatterie wird einem Infarkt der Verkehrssystems jedoch nicht vorbeugen können. Entscheidend sind demnach viel mehr Alternativen zum privaten Pkw in Form von innovativen Mobilitätskonzepten, bei denen E-Mobilität einen wichtigen Baustein bildet.

Einführung neuer Mobilitätsalternativen schwierig

 

In der ländlich geprägten Region Siegen-Wittgenstein bieten sich grundsätzlich schwierige infrastrukturelle Voraussetzungen, um neue Ideen im Bereich Mobilität zu etablieren. Die Verkehrsinfrastruktur ist so ausgelegt, dass auch kürzeste Strecken mit dem Privatwagen absolviert werden. Arbeitsplätze und Schulen liegen meist außerhalb des Heimatdorfes - allein aus Bequemlichkeit legen die Menschen größere Distanzen bis zur nächsten Ortschaft mit dem eigenen Pkw zurück. Viele neue Parkflächen sind in der Siegener Innenstadt entstanden, die Stadtautobahn Hüttentalstraße (HTS) wurde zwischen Siegen und Kreuztal großzügig ausgebaut, weitere Umgehungsstraßen, wie die Route 57 von Kreuztal nach Erndtebrück, sind in Planung. Nach Ansicht des Forschungsteams hat die Politik hier falsche Anreize zur verstärkten Automobilnutzung gesetzt.

Das regionale eMobility Netzwerk, welches sich nach Aussage von Remonet-Teammitglied Christophe Said als Botschafter der Elektromobilität versteht, schlägt verschiedene Maßnahmen zur Entschärfung der Verkehrsproblematik in Siegen-Wittgenstein vor. Neben dem Ausbau des Ladesäulen-Netzwerks ist ein flächendeckendes Carsharing-Angebot für die Region zu entwickeln. Chancen biete auch der Bau eines Radschnellweges in die Innenstadt. Gerade das Thema E-Bike nimmt hier eine zentrale Stellung ein: Der technische Fortschritt lässt künftig zu, dass die Einwohner und Besucher der Region die vielen Steigungen im Siegerland problemlos mit dem elektrifizierten Fahrrad meistern können. Um die Attraktivität von Bus und Bahn zu steigern, sollte der öffentliche Nahverkehr nicht mehr gewinnorientiert, sondern kostendeckend gestaltet sein. 

Die Experten gehen allerdings davon aus, dass ein Mobilitätswandel, insbesondere in der Region Siegen-Wittgenstein, sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Bei der Einführung elektromobiler Infrastrukturen benötige es eine angemessene Systemgeschwindigkeit. Die zeitliche Verzögerung könne man nicht beschleunigen, da man andernfalls in der bisherigen Entwicklung zurückfiele, so Daub. Auch Bergmann glaubt nicht an kurzfristige Änderungen der aktuellen Verkehrssituation. "Es regelt sich letztlich nur das, was Automobilherstellern und Mobilitätsdienstleistern Geld bringt", sagt der Professor, der seit 1996 an der Universität Siegen Innovations- und Kompetenzmanagement lehrt. Die Einwohner der Region müssten in jedem Fall noch stärker für das Thema des Forschungsprojektes sensibilisiert werden und gleichzeitig einfachen Zugang zu innovativen, aber neuartigen Mobilitätformen erhalten können. 

Bürger informieren und gemeinsam Lösungsansätze entwickeln

 

In diesem Zusammenhang veranstaltete Remonet kürzlich die 3. Siegener eMobility Konferenz am Campus Unteres Schloss. Die erste Hälfte der Veranstaltung bestand aus mehreren wissenschaftlichen Vorträgen. Unter anderem referierte Herr Claus Seibt (Wuppertal Institut) zum Thema "Mobilitätsentwicklung". Herr Dr. Matthias Wirth (VDE Frankfurt) stellte in seinem Vortrag "Mobilität und Stadtentwicklung" verschiedene erfolgreiche Verkehrsprojekte aus dem gesamten Bundesgebiet im Rahmen des Schaufensters Elektromobilität vor. Die zweite Hälfte der Tagung bestand aus einem Open Space Workshop, bei dem Wissenschaftler sowie Einwohner der Region gemeinsame Lösungsansätze für ein umfassendes Mobilitätskonzept im ländlichen Raum erarbeiten konnten. Durch die Generierung gemeinsamer Ideen will das Projektteam ein besseres öffentliches Verständnis für die Verkehrsproblematik in Siegen schaffen und Entwicklungen zur weiteren Ausbreitung elektromobiler Infrastrukturen anstoßen.

Das Remonet-Projekt läuft noch bis 2017 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,4 Millionen Euro gefördert.

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