Fraunhofer-Forscher haben einen Datenlogger konzipiert, der durch die Erfassung von Fahrzeugdaten die Entwicklung bedürfnisorientierter Hybrid- und Elektrofahrzeuge ermöglichen soll. Dank seiner einfachen und kostengünstigen Konstruktion soll der Datenlogger möglichst breit und unkompliziert genutzt werden können.
Das von Wissenschaftlern der Projektgruppe Neue Antriebssysteme NAS des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie ICT entwickelte Gerät liefert Erkenntnisse, wie Fahrzeuge genutzt werden. Dafür wird der Datenlogger über mehrere Wochen und Monate im Auto eingebaut und speichert während der Fahrten in diesem Zeitraum alle relevanten Betriebsdaten, wodurch nutzungsspezifische Auswertungen von Streckenprofilen oder Fahrstilen möglich werden.
Ziel: Bildung von Nutzergruppen
Durch die Auswertung der Daten werden Rückschlüsse auf den Umgang mit dem Fahrzeug möglich. Tobias Burgert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ICT, erklärt: "Indem wir viele solcher Profile sammeln, sind wir in der Lage, mehrere Anwender zu Nutzergruppen zusammenzufassen und die Fahrdaten gruppenspezifisch auszuwerten. Daraus können repräsentative Fahrzyklen entstehen, die bei der Entwicklung neuer Autos verwendet werden, um diese beispielsweise im virtuellen Fahrversuch bei Fahrzeugsimulationen zu nutzen."
Der Datenlogger sei zudem flexibel konfigurierbar. Er könne nicht nur bei konventionellen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor eingesetzt werden, sondern auch Daten eines elektrischen Antriebs erfassen, wie z.B. den Ladezustand des Akkus. Auch Daten aus externen Sensoren wie eines GPS-Moduls, eines Beschleunigungssensors oder eines Gyrosensors könnten festgehalten und zur Auswertung mit den reinen Fahrzeugdaten kombiniert werden.
Datenlogger bereits bei Hybridfahrzeugen im Einsatz
Die Fraunhofer-Forscher zielen mit ihrem neuen Datenlogger v.a. auf Industriepartner und Fuhrparkbetreiber. Bei einem internationalen Erstausrüster (OEM) sei er bereits bei der Konzeption von Hybridfahrzeugen im Einsatz. Daneben empfehle sich der Datenlogger für das Management von Fahrzeugflotten, so die Wissenschaftler. Über die Auswertungen sollen die Betreiber bspw. genau nachvollziehen, wie genau die bestehenden Fahrzeuge eingesetzt werden und dadurch für den jeweiligen Fahrer immer das richtige Fahrzeug bereitstellen können. Schließlich sollen die Nutzungsszenarien, die Streckenprofile und den jeweiligen Energiebedarf umfassen, die Entscheidungen über künftige Investitionen vereinfachen, um gezielt Verbrenner, Hybridfahrzeuge oder reine Elektroautos anzuschaffen.
Der Datenlogger sei kostengünstig in der Anschaffung und könne unkompliziert von den Nutzern selbst eingebaut und in Betrieb genommen werden, so die Forscher. Technisch ist der Datenlogger auf Basis des Einplatinenrechners Raspberry Pi realisiert, bei dem alle elektronischen Komponenten auf einer Leiterplatte verbaut sind. Das Gerät liest die Fahrzeugdaten über die OBD-II-Schnittstelle des Fahrzeugs aus, die bereits jetzt in jedem Fahrzeug verbaut ist. Die Datenübertragung zwischen OBD-II-Schnittstelle und Datenlogger via Bluetooth übernimmt ein Adapter des Karlsruher Startups PACE Telematics GmbH.