Die NGOs PowerShift, Brot für die Welt und Misereor haben in einer neuen Studie den Rohstoff- und Energieverbrauch der deutschen Automobilindustrie und die damit einhergehenden Auswirkungen auf das Klima, die Umwelt und die Menschenrechte im Globalen Süden analysiert. Ein zentrales Ergebnis: Die Verkehrswende hin zur Elektromobilität ist dringend notwendig, aber unter Nachhaltigkeitsaspekten nicht ausreichend.
Der Verkehrssektor zeichnete 2015 für knapp ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Dabei sind trotz Fortschritten bei Abgasreinigung und Antrieben und im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen die CO2-Emissionen im Verkehrssektor in den vergangenen Jahren sogar angestiegen, wie aktuell auch die Zeit unter Rückgriff auf Daten des Statistischen Bundesamtes berichtet – die Gründe liegen vor allem in der steigenden Zahl der Pkw und der immer stärkeren Motorisierungen der Fahrzeuge.
Elektroautos derzeit ökologisch die beste Option
Merle Groneweg von PowerShift, Mitautorin der Studie, erklärt: „Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Autos muss drastisch reduziert werden. Elektroautos mit Akkuspeicher sind zwar ökologisch die derzeit beste Option, um Verbrennungsmotoren zu ersetzen, aber auch sie verbrauchen endliche Rohstoffe in hohen Mengen.“
Die Studienautoren fordern daher, den systematischen Vorrang des Autos in der Stadtplanung, der Straßenverkehrsordnung und bei der Finanzierung der Infrastruktur zu beenden. Denn der Ressourcenverbrauch von Autos sei ungeachtet der Antriebstechnik grundsätzlich hoch – mit steigender Tendenz: Mittlerweile ist jedes 10. in Deutschland zugelassene Auto ein SUV oder Geländewagen.
Angesichts des nach wie vor noch überwiegend fossilen Strommix sei auch der hohe Strombedarf für Elektroautos problematisch, so die Studienautoren, die darauf verweisen, dass der zusätzliche Strombedarf für Verkehr und Wärme in Deutschland die Ausbauziele für erneuerbare Energien um ein Vielfaches übertreffe. Die Folge seien Stromimporte. Zudem werde der Bedarf an speziellen Rohstoffen, die für die Produktion von Akkus und Elektromotoren benötigt werden, in den kommenden Jahren stark ansteigen.
Sven Hilbig, Referent für Rohstoffe und Handel bei Brot für die Welt, erklärt: „Beim Abbau dieser Rohstoffe werden oft Böden, Wasser und Luft verseucht und den umliegenden Gemeinden die Lebensgrundlagen entzogen. Umweltschützer und Menschenrechtsverteidiger sehen sich vielfach Repressalien ausgesetzt.“
Armin Paasch, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei Misereor, fügt hinzu: „Deutsche Autobauer haben erkannt, dass sie die Herkunft der Rohstoffe und die menschenrechtlichen Auswirkungen nicht länger ignorieren können. Vor Ort hat sich für die Betroffenen aber wenig verändert. Deutsche Unternehmen müssen gesetzlich verpflichtet werden, für die Achtung der Menschenrechte in ihrer Wertschöpfungskette Sorge zu tragen“.
Die Studie fordert daher ein Ausstiegsdatum für den Verbrennungsmotor, ein Downsizing der Fahrzeuge, höhere Recyclingquoten sowie mehr Carsharing und den stärkeren Ausbau von Auto-Alternativen, die systematisch Vorrang in Stadtplanung, Infrastruktur und Straßenverkehrsordnung haben müssten. Die gesamte Studie können Sie hier einsehen und herunterladen: "Weniger Autos, mehr globale Gerechtigkeit"