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Der Tarifdschungel ist nach wie vor dicht - so ein Befunde des Ladesäulen-Checks 2020.
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Der Tarifdschungel ist nach wie vor dicht - so ein Befunde des Ladesäulen-Checks 2020.

Gemeinsam mit dem Datendienstleister Statista hat Ökostromanbieter Lichtblick seine vierte Studie zur Ladeinfrastruktur in Deutschland vorgestellt. Die Tarife von 14 Anbietern und zwei Roaminganbietern wurden für den Ladesäulen-Check unter die Lupe genommen – mit ernüchternden Ergebnissen, so Lichtblick. Die Tarife seien oft hoch und meist undurchsichtig und der Zugang zu den Ladesäulen kompliziert.

„Trotz zunehmender Kritik von E-Auto-Fahrern und Politik: Verbraucherfreundlichkeit ist an Deutschlands Ladesäulen weiter Fehlanzeige. Die Zustände an den Stromtankstellen sind eines der größten Hindernisse für eine grüne Verkehrswende. Dabei wäre ein Systemwechsel hin zu Wettbewerb und Transparenz einfach möglich“, so Ralph Kampwirth, Unternehmenssprecher von LichtBlick.

Wer unterwegs Strom laden will, erfahre meist erst später mit der Abrechnung den wirklichen Preis. Und der könne erheblich variieren, wie der Vergleich für eine 100-Kilometer-Stromladung eines BMW i3 an einer Standard-Ladesäule zeigt: Zum Haushalts-Strompreis würde die Ladung 4,73 Euro (31,5 Cent pro kWh) kosten. Die untersuchten Anbieter verlangen zwischen 4,80 Euro (32 Cent/kWh, Stadtwerke Dresden) und 7,75 Euro (52 Cent/kWh, E.ON). In Hamburg fallen 6,66 Euro (44 Cent/kWh, Stromnetz Hamburg) an und in Berlin 6,00 Euro (40 Cent/kwh, Allego).

Pauschalpreise können ins Geld gehen

Hohe Preise werden auch an Schnellladesäulen abgerufen. Hier verlangen die Anbieter zwischen 48 Cent (EWE, ENBW) und 77 Cent (Ionity) pro Kilowattstunde. Vier der untersuchten Anbieter verlangen Pauschalpreise von 5,56 Euro (Stadtwerke Düsseldorf) bis 14,49 Euro (Comfortcharge) pro Ladevorgang. Gerade wenn man nur wenige Kilowattstunden lade, gehe das ins Geld, so Lichtblick. Zudem würden einige Betreiber Zusatzgebühren für jeden Ladevorgang berechnen.

2020 10 20 Lichtblick Ladesäulen Check

Aufpreis fürs Roaming

Eine große Hürde für E-Auto-Fahrerinnen sei der oft komplizierte Zugang zu den Ladesäulen. Wer zwischen Flensburg nach München in unterschiedlichen Regionen sein E-Mobil laden will, muss sich eine Vielzahl von Apps oder Ladekarten besorgen und sich jeweils registrieren. Roaming-Dienstleister lösen dieses Problem, indem sie eine Karte für zehntausende Ladepunkte anbieten. Sie lassen sich diesen Service durch teils kräftige Aufschläge bezahlen, so Lichtblick. Und das Tarifchaos bleibe. 

Lädt ein E-Auto-Fahrer an einer E.ON-Ladesäule mit dem Dienstleister New Motion, zahlt er 8,69 Euro für 100 Kilometer Reichweite (statt 7,75 Euro beim Betreiber). Der Preis sei damit höher als die Kosten einer vergleichbaren Tankfüllung für einen Benziner, die mit 7,50 Euro zu Buche schlägt.

Lichtblick will Wettbewerb an der Ladesäule

LichtBlick fordert eine grundlegende Reform der Ladesäulen-Infrastruktur: Zukünftig sollten öffentliche Strom-Zapfsäulen allen Versorgern zur Verfügung stehen, die dafür ein Nutzungsentgelt an die Betreiber zahlen. Die Verbraucher könnten so unter den wettbewerblichen Fahrstrom-Angeboten vieler Versorger wählen und dann zu dem Tarif ihres Wahlanbieters an jeder öffentlichen Ladesäule laden.

„Das neue System schafft Transparenz, faire Preise und ermöglicht auch unterwegs ein einfaches Laden des Elektroautos“, sagt LichtBlick-Sprecher Kampwirth.

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