Noch ist die Zahl der Elektroautos auf Deutschlands Straßen sehr überschaubar, die Auswirkungen auf die Stromnetze sind entsprechend gering. Die Situation könnte sich aber bereits in einigen Jahren ändern, wenn sich der forcierte Durchbruch der Elektromobilität vollzieht. Darauf müssen die Netzbetreiber vorbereitet sein – noch ist scheinbar einiges zu tun.
Die Frage nach dem Netzausbau und möglichen Lastspitzen durch Elektroautos und andere E-Fahrzeuge beschäftigt Kommunen und Länder schon länger. Im Frühjahr legte bspw. die Hansestadt Hamburg dazu eine Metastudie vor. Auch im Süden der Republik macht man sich dazu Gedanken. Wie das Newsportal heise berichtet, sieht sich die Energiewirtschaft der südlichen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern vor einer großen Herausforderung.
Intelligente Ladesysteme zur Steuerung der Ladezeiten notwendig
Die Verbände der Energie- und Wasserwirtschaft rechnen mit einem steigenden Strombedarf in den kommenden Jahren, wofür v.a. elektrisch betriebene Wärmepumpen und die Elektromobilität verantwortlich gemacht werden. Auf eine massenhafte Verbreitung von Elektroautos und Wärmepumpen sei das Stromnetz in Bayern und Baden-Württemberg allerdings nicht ausreichend vorbereitet, so die Brancheneinschätzung. So würde bspw. der Strombedarf in Bayern um 20-25 Prozent steigen, wenn dort alle 7 Millionen Autos elektrisch fahren.
Problematisch seien v.a. die angenommenen höheren Lastspitzen im Stromnetz – wenn im Extremfall alle oder zumindest viele Elektroautos gleichzeitig laden, würde das die Kapazitäten sprengen. Zudem stehe einem erwarteten höheren Strombedarf eine sinkende Stromproduktion in Süddeutschland gegenüber. Dies liegt u.a. am Atomausstieg, 2022 soll das letzte Atomkraftwerk im Süden abgeschaltet werden, wodurch den Berechnungen des Netzentwicklungsplans zufolge die Stromproduktion unter Bedarf liegen werde. Es sind Gleichstrom-Höchstspannungstrassen von Nord- und Ostdeutschland nach Süden in Planung, diese werden wahrscheinlich aber erst ab 2025 fertiggestellt sein.