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Angela Merkel im Jahr 2010 zum Thema Elektromobilität
RudolfSimon | [CC BY-SA 3.0] |  via Wikimedia Commons

Angela Merkel im Jahr 2010 zum Thema Elektromobilität

Im Vorfeld sah es noch so aus, als ob die Elektromobilitätskonferenz in Berlin Anfang der Woche konkrete Maßnahmen hervorbringen würde (eMobilitätOnline berichtete). Aber schon nach dem ersten Tag war klar, dass das deutliche Signal und der erhoffte Anschub der Elektromobilität – zumindest vorerst – nicht zu erwarten ist (eMobilitätOnline berichtete).

Der Bundesverband Elektromobilität (BEM e.V.) sprach entsprechend von einem Offenbarungseid: "Die wenig konkreten Aussagen der Bundesregierung im Rahmen der Konferenz gleichen einem Offenbarungseid. Vor diesem Hintergrund sehe ich aktuell keine Chance für Deutschland zum Leitmarkt Elektromobilität zu werden", äußerte sich BEM-Präsident Kurt Sigl, der ebenfalls an der Konferenz teilnahm.

Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte lediglich eine mögliche Sonderabschreibung für gewerblich genutzte Elektrofahrzeuge sowie verstärkte Anstrengungen bei der weiteren Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie in Aussicht. Kurt Sigl betont: "Grundsätzlich begrüßen wir eine solche Sonderabschreibung, sollte sie tatsächlich umgesetzt und nicht nur mit großen Worten angekündigt werden. In der aktuellen Niedrigzinsphase kann das aber nur ein erster Schritt eines sehr viel umfassenderen Maßnahmenpaketes sein, wenn Elektromobilität tatsächlich seitens der Bundesregierung aktiv unterstützt werden soll."

Und der BEM-Präsident macht noch auf einen anderes Manko aufmerksam: "Besonders ärgerlich ist, dass die Bundesregierung nach wie vor nicht verstanden hat, dass das Thema Elektromobilität nicht bei vier Rädern aufhört. Die Konferenz glich erneut einem reinen Automobilgipfel. Bereits heute findet Elektromobilität in sehr viel mehr Bereichen statt. So verfügen etwa der elektrische Zweiradbereich und der Öffentliche Personennahverkehr über erhebliche Potentiale zur Verbesserung des städtischen Verkehrs. Alarmierend war außerdem, dass bis dato in keinem der vorgestellten Förderszenarien das für den Wirtschaftsstandort Deutschland wichtige Thema der Batterieerforschung, -entwicklung und -produktion genügend Beachtung findet. Ohne diese wichtige Kompetenz werden wir künftig international auf dem Zukunftsmarkt Elektromobilität nur noch die zweite Geige spielen. Wenn überhaupt."

Sind die ausbleibenden Förderungen unterlassene Hilfeleistung?

 

So sieht es zumindest Thomas Grübel, Geschäftsführer des Münchner Elektroroller-Herstellers GOVECS GmbH. Der Elektromobilitätspraktiker sieht nach der Konferenz eine echte Chance vertan: "Ich bezweifle, dass sich die Bundesregierung bewusst ist, welch negatives Signal sie mit ihrem zögerlichen Verhalten setzt. Warum sollen sich Unternehmen für eine strombetriebe Flotte stark machen oder Privatpersonen Benzinern den Rücken kehren, wenn selbst die Politik mit so wenig Ernsthaftigkeit und Nachdruck an die Sache herangeht?"

Grübel stellt die durchaus berechtigte Frage: "Warum wurde die nationale Konferenz einberufen, wenn es doch nichts Neues zu verkünden gibt?"

Er kritisiert, dass stattdessen zwischen 2016 und 2018 161 Millionen Euro in die Förderung von Brennstoffzellenautos fließen sowie das Netz an Wasserstofftankstellen ausgebaut werden soll – und verweist darauf, dass nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) in den ersten fünf Monaten dieses Jahres sieben Brennstoffzellenfahrzeuge zugelassen wurden.

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