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Während in Deutschland Konzepte entwickelt werden, Straßenlaternen mit Ladeanschlüssen für Elektroautos auszurüsten, verfolgt man auf der anderen Seite des Atlantiks eine weitere Idee bereits vorhandene öffentliche Infrastruktur für das Laden von E-Fahrzeugen zu verwenden: Die Stadt New York hatte kürzlich einen Design-Wettbewerb ausgerufen, Konzepte für die Weiternutzung seiner ca. 8000 öffentlichen Telefonzellen zu erarbeiten. Eines der prämierterten Teams hatte laut der New York Times einen Vorschlag eingereicht, die öffentlichen Fernsprecher in Ladestationen umzuwandeln.

Der Hintergrund ist, dass Telefonzellen immer seltener benutzt werden und der Franchise-Vertrag der Stadt New York im Oktober 2014 ausläuft. Daher wird nun nach Konzepten gesucht, den öffentlichen Stadtraum, welchen die Telefonzellen einnehmen, anderweitig zu verwenden und gleichzeitig die lukrativen Einnahmen nicht zu verlieren, die durch Werbung an den Kabinen erzielt werden. 

Telefonzellen haben theoretisch gute Voraussetzungen zusätzliche Ladepunkte in dicht besiedelten Innenstädten bereitzustellen, da sie bereits über einen genehmigten Standort im öffentlichen Raum sowie in den meisten Fällen über einen Stromanschluss verfügen. Viel Zuspruch erhält das Konzept daher von Vertretern der Stadt und selbst aus der Industrie. So äußerte sich Rahul Merchant, Beauftragter für die städtische Informations- und Telekommunikationstechnologie kürzlich optimistisch in der New York Times: „Es ist genug elektrische Anschlussleistung vorhanden, um die Kabinen in Ladestationen für Elektroautos umzuwandeln.“ Und auch Peter Schwarzenbauer, Mitglied des BMW Vorstandes zeigte sich anlässlich der Einweihung des BMW i3 am 29. Juli ähnlich positiv: „Ich denke, dass vermutlich 3.000 Telefonkabinen umgerüstet werden können mit jeweils 2 bis 3 Parkplätzen direkt vor den Zellen.“

 

Nur geringe Ladeleistungen verfügbar

 

Die Idee an sich ist nicht neu, in Österreich hatte Telekom Austria bereits 2010 angefangen, erste Telefonzellen umzurüsten. Ob es sich dabei aber wirklich um ein zukunftsfähiges Konzept handelt, bleibt anzuzweifeln. Viele rechtliche und versicherungstechnische Aspekte seien zu berücksichtigen und darüber hinaus ist die Abstimmung zwischen vielen lokalen und nationalen Akteuren notwendig. So müsste sich laut Rahul Merchant in New York die Stadtverwaltung mit dem nationalen Verkehrsministerium abstimmen. Und auch darüber ob die technischen Voraussetzungen ausreichen, herrscht Uneinigkeit. Jay Friedland vom Verein Plug In America zweifelt das Konzept in einem Bericht des Online-Magazins „The Atlantic Cities“ an. Momentan seien öffentliche Telefonzellen mit dem Standard von 120-Volt ausgerüstet. Für Elektrofahrzeuge wäre laut Friedland damit lediglich eine sogenannte „Level-1“ Ladung möglich, bei welcher allein die Ladung eines Hybridfahrzeuges bis zu 5 Stunden dauern würde. Für ein Elektroauto wäre nochmal ein Vielfaches der Zeit nötig, um eine Vollladung zu erreichen. Dies würde dazu führen, dass das Fahrzeug immer knapper werdenden öffentlichen Parkraum länger besetzen würde, als wünschenswert ist, so Friedland weiter.

Deshalb setzten immer mehr Akteure auf die Schnellladung auch in urbanen Gebieten, um selbst bei Parkdauern von nur 15 Minuten, vertretbare Reichweitengewinne sicherzustellen. So hat die Kioskkette 7-Eleven kürzlich damit begonnen, Schnellladestionen in New York zu installieren und auch Tesla plant laut einer Meldung auf seiner Homepage die „Quick-Chargers“ in naher Zukunft in den meisten amerikanischen Ballungsgebieten aufzustellen.

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