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Die Elektroauto-Flotte Streetscooter Work an betriebseigenen Ladesäulen
StreetScooter / Deutsche Post DHL Group

Die Elektroauto-Flotte Streetscooter Work an betriebseigenen Ladesäulen

Über 2.000 Aussteller aus über 50 Ländern kamen nach Hannover und begeisterten mit 332 Weltpremieren und über 100 Europa-Premieren. Diese IAA hat das Zeitalter der Elektromobilität bei den Nutzfahrzeugen nun endgültig eingeläutet. Insbesondere Stadtbusse und Transporter werden in naher Zukunft elektrisch angetrieben und können die Städte von Dieselabgasen und Lärm entlasten.

Auch Konzepte zu schweren Verteiler-Lkw mit Elektroantrieb waren zu sehen. Bestätigt wurde die Bedeutung der Elektromobilität auch von Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) anlässlich der IAA-Abschluss-Pressekonferenz: „Drei große Themen haben diese IAA dominiert: Elektromobilität, Digitalisierung, Urbane Logistik.“

StreetScooter – ein Besuchermagnet auf der IAA 2016

 

Wir konzentrieren uns auf das Thema Elektromobilität und beginnen mit einem Unternehmen, das eine höchst erstaunliche Entwicklung und ebenso beeindruckende Elektro-Nutzfahrzeuge vorweisen kann: „StreetScooter GmbH“. Die StreetScooter GmbH wurde im Dezember 2014 zu 100% von der Deutsche Post DHL Group übernommen und musste auf der IAA 2016 einem Ansturm von Presse, Medien, Besuchern und Interessenten standhalten. 

Es ist kein Zufall, dass wir unsere IAA-Serie auf diese Weise beginnen. Die atemberaubende Erfolgsgeschichte von Deutsche Post DHL Group und StreetScooter kennzeichnet wie kaum ein anderes Unternehmen den disruptiven Umbruch bei der Produktion von Fahrzeugen. Nichts ist mehr wie vorher: Elektromobilität macht Entwicklungen möglich, die vorher undenkbar waren. Hätte vor zehn Jahren irgendjemand geglaubt, dass ein Logistikunternehmen, dessen Kernkompetenz das Verteilen von Briefen und Paketen ist, im Jahr 2014 zum Automobilproduzenten wird?

Wir meinen, dass es sehr wichtig ist, auch etwas von den Hintergründen dieser Erfolgsstory zu verstehen. Bevor wir in diesem Beitrag die Fahrzeuge von StreetScooter vorstellen und auf deren Beschaffenheit und Technik eingehen, daher kurz ein paar Anmerkungen zu der Motivation, welche diese Entwicklung – aus unserer Sicht – erst möglich gemacht haben.

Die vorgenannten Unternehmen haben die ökonomischen Vorteile der Elektromobilität, aber ebenso auch die drängende Notwendigkeit von ökologischen Maßnahmen wie Umweltschutz und Ressourcenschonung früh erkannt. Die innere, authentische Überzeugung von der Notwendigkeit einer nachhaltigen und umweltschonenden Produktions- und Arbeitsweise sind die Triebfedern dieses Erfolgsrezeptes. Deutsche Post DHL Group / SteetScooter sind Wegbereiter und Pioniere. Sie laufen der Entwicklung nicht hinterher: sie agieren und sind maßgebliche Treiber des beginnenden Zeitalters der Elektromobilität und eines klimafreundlicheren Lieferverkehrs. Wohlwissend, mit welchen Problemen die konventionellen Autobauer in diesen Zeiten zu kämpfen haben, legt StreetScooter aber Wert auf die Feststellung, dass sie Partner und nicht Gegner der Automobilindustrie sind.

Nachhaltigkeit als Leitgedanke

 

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird auf den Websites vieler Unternehmen inzwischen inflationär verwendet. Die Deutsche Post DHL Group und StreetScooter dagegen leben ihn überzeugend. StreetScooter GmbH entstand 2010 aus dem Umfeld der RWTH Aachen und produziert seit 2013 ein auf die individuellen Bedürfnisse der Deutsche Post DHL Group ausgelegtes Elektrofahrzeug. Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker, Geschäftsbereichsleiter Elektromobilität bei Deutsche Post DHL Group und CEO der StreetScooter GmbH sagte einmal in einem Interview auf Stuttgarter-Zeitung.de: „Im 19. Jahrhundert dachten die Ingenieure an höher, schneller und weiter. Heute sollten sie sich in den Dienst der Nachhaltigkeit stellen. Wir müssen unsere Welt erhalten und schützen“.

„Versöhnung von Ökonomie und Ökologie“ – dieser Leitgedanke prägt die StreetScooter GmbH. Die Elektromobilität stellt aus Sicht von StreetScooter einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung von Emissionen (CO2, Feinstaub, Lärm) als auch zur Ressourcenschonung dar, selbstverständlich vorausgesetzt, die notwendige Energie wird klimaneutral hergestellt! Wer sich bereits mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ ernsthaft beschäftigt hat, weiß auch, dass die Deutsche Post DHL Group seit vielen Jahren hohe Maßstäbe für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln setzt. Diese hier zu beschreiben würde den Rahmen des Beitrages sprengen.

Lesern, die sich weitergehend über dieses hohe Engagement des vorgenannten Konzerns informieren möchten, empfehlen wir den Besuch der folgenden Unternehmensseite. Bereits im Jahr 2009 wurde die Deutsche Post DHL von der Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Zukunftsstrategie“ zum Sieger gewählt: Deutschlands nachhaltigste Zukunftsstrategien 2009. Auch der zwölfte Bericht der Deutschen Post DHL Group zur Unternehmensverantwortung gibt Aufschluss über die Motivation zur Elektromobilität und damit für den Unternehmenserfolg.

Übernahme mit großen Plänen

 

Bei dem Zusammenschluss von Deutsche Post DHL Group und StreetScooter hat einfach alles gepasst: sowohl die gemeinsame „Nachhaltigkeits-DNA“ als auch die Tatsache, dass sich beide Unternehmen in Angebot und Nachfrage geradezu perfekt ergänzen. 
Am 23.08.2016 wurde in Anwesenheit von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Aachen der 1.000ste StreetScooter vorgestellt. Ab 2017 will die Deutsche Post DHL jährlich bis zu 10.000 StreetScooter produzieren. Mittelfristig will der Logistikkonzern seine Zustellflotte in Deutschland durch die Elektrofahrzeuge ersetzen.

Der StreetScooter Work – optimiert für den Zustelldienst

 

Elektrofahrzeuge eignen sich insbesondere für Fahrten mit ausgeprägtem Start-Stopp-Verkehr, wie bei der Brief- und Paketzustellung üblich. Der StreetScooter Work wurde sehr gezielt für den harten täglichen Einsatz im Postdienst entwickelt und ist nur mit dem absolut Notwendigen ausgestattet. Neben der Kostenersparnis für Teile hat dies einen weiteren Vorteil: was nicht vorhanden ist, kann während der Nutzungsdauer nicht kaputtgehen. Somit fallen noch weniger Reparaturkosten für die ohnehin schon deutlich wartungsarmen Elektrofahrzeuge an. Komponenten lassen sich leichter austauschen und man rechnet mit einem deutlich verlängerten Lebenszyklus als bei herkömmlichen Dieselfahrzeugen.

Die Ausgaben für den Diesel-Treibstoff entfallen natürlich ebenfalls. Zwei Seitenkameras sowie eine Rückfahrkamera dienen als Einparkhilfe. Die Aufnahmen werden auf einen Monitor in Tabletgröße übertragen. Zweckmäßig auch das Metallgestell für Kästen mit Briefpost an der Stelle, wo sonst ein Beifahrersitz vorhanden ist. Die Ladekanten sind hüfthoch und erleichtern den Zustellern das Be- und Entladen. Zudem haben die Aachener dem StreetScooter Work in der aktuellen Variante und dem großen Bruder Work L nun auch eine dynamischere Optik verliehen.

Neues Modell "Work L" auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016

 

Mit dem "StreetScooter Work L" präsentierte das Unternehmen ein neues leichtes Nutzfahrzeug der Fahrzeugklasse N1. Mit 8 Kubikmetern Nutzvolumen - das entspricht bis zu 150 Paketen – im Kofferaufbau hat er eine Ladekapazität von bis zu 1.000 kg. (Modell „StreetScooter Work“: 710 kg bei 4,3 Kubikmetern). Mit einem stärkeren Motor mit 70 kW Spitzenleistung und 45 kW Dauerleistung erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Eine neue Lithium-Ionen-Batterie sorgt für eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern – bei vielen Tagestouren ist eine Ladung somit ausreichend.    

Bis Ende des Jahres will die Deutsche Post DHL über 170 StreetScooter Work L auf die Straße bringen und diese sowohl in der Verbundzustellung - also der kombinierten Zustellung von Briefen und Paketen - als auch im Rahmen ihres Projekts "CO2-freie Zustellung" in der reinen Paketzustellung einsetzen. Die Work-Plattform bietet zusätzlich die Basis für noch weitere Aufbaumöglichkeiten. Ein interessantes Modell, das ebenfalls ausgestellt war, ist z.B. der „Work Orange“: ein elektro-hydraulischer Drei-Seiten-Kipper, wie er im kommunalen Umfeld gut eingesetzt werden kann.

Insgesamt und abschließend ist festzustellen, dass StreetScooter einen erheblichen Beitrag dafür leistet, dass Elektromobilität im großen Maßstab und mit viel Eigeninitiative schneller auf die Straßen kommt anstatt auf die Verfügbarkeit von Lösungen durch die großen Fahrzeughersteller zu warten. In diesem Zusammenhang ergeben sich auch einige spannende Fragen für die nahe Zukunft: Wie werden die bekannten großen Automobilkonzerne damit umgehen? Werden Sie zusehen, wie neben ihnen ein neuer, ernstzunehmender Automobilhersteller emporwächst?

Autor: Wolfgang Gaudian