Wenn man sich die veröffentlichten Zahlen anschaut, scheint die Sache klar: Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum wurden in den ersten 10 Monaten dieses Jahres etwas über 25 Prozent mehr Elektroautos in Deutschland neu zugelassen – kein Riesensprung, aber immerhin ein Anstieg der Zulassungen.
Der – darauf macht die Zeit nun unter Berufung auf das Duisburger CAR Institut aufmerksam – jedoch nicht mit der realen Nachfrage übereinstimmt. Das CAR Institut hat sich die Zulassungen hinter den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes angeschaut:
Von den 9.898 Elektroauto-Neuzulassungen, die von Januar bis Oktober 2015 getätigt wurden, entfielen demnach 3.888 auf den Kfz-Handel – im Vergleichszeitraum 2014 sollen es nur 1.317 Händlerfahrzeuge gewesen sein. "Händlerbereinigt" wurden demnach in den ersten 10 Monaten 2015 6.010 Elektroautos neu zugelassen - im Vergleich zu 6.445 im gleichen Zeitraum 2014!
CAR: Wachstum findet bei Händlern statt
Unter den Herstellern, die mit diesen Zulassungstricks arbeiten, hat sich besonders Hyundai-Kia einen unrühmlichen Namen gemacht: Kia soll allein im laufenden Jahr 2.231 Einheiten seines Elektroautos Soul EV in Deutschland bei Händlern zugelassen haben, um sie dann umgehend als junge Gebrauchte ins Nicht-EU-Land Norwegen zu exportieren (hier gibt es leicht abweichende Angaben – siehe obigen Link), wo die Nachfrage nach E-Autos bedeutend höher ist.
Im genannten Zeitraum sollen sich in diesem Jahr nur 1.710 Privatkunden für ein Elektroauto entschieden haben, die Zahl der gewerblich zugelassenen E-Autos liegt bei 3.100 – auch jeweils etwas weniger als 2014, wie die Zeit schreibt. Allein im Bereich Mietwagen sei eine leichte Zunahme um 233 auf 424 Einheiten zu verzeichnen gewesen.
Wenn die CAR-Berechnungen stimmen, bedeutet das, dass das "reale Kaufinteresse" an Elektroautos in diesem Jahr zurückgegangen und das anvisierte Knacken der 10.000 Neuzulassungen Ende des Jahres kein Grund zum Jubeln ist...
