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VW und vier weitere Autohersteller sollen hinter verschlossenen Türen geheime Absprachen getroffen haben.
Ralf Roletschek/GFDL 1.2, via Wikimedia Commons.

VW und vier weitere Autohersteller sollen hinter verschlossenen Türen geheime Absprachen getroffen haben.

In der Automobilindustrie zeichnet sich der nächste Skandal ab: Verschiedene Medien berichten von illegalen Absprachen der großen deutschen Pkw-Hersteller in den 1990er Jahren. Volkswagen, Audi, Porsche, Daimler und BMW sollen dabei Verstöße gegen das Kartellrecht begangen haben.

Wie unter anderem der Spiegel und die Tagesschau berichten, haben sich die führenden Automobilanbieter bei einer Vielzahl von technischen Standards abgesprochen. So hätten sich über 200 Mitarbeiter in mehr als 60 geheimen Arbeitsgruppen, unter anderem bei Kosten, Zulieferern, Fahrzeugtechnik, Märkten, der Entwicklung von Bauteilen sowie Abgastests, aufeinander abgestimmt. Im Zusammenhang des sogenannten "5er-Kreises" wurde möglicherweise auch der Grundstein für den Abgasskandal gelegt, wie es in dem Spiegel-Bericht heißt.

So berieten die Hersteller auf einer Vielzahl von Treffen, welche Größe die Tanks für AdBlue haben sollten. Dabei handelt es sich um ein Harnstoffgemisch, welches die Aufspaltung von Stickoxiden in Wasser und Stickstoff begünstigt. Aus Kostengründen entschieden sich Volkswagen und Co. für kleine Tanks. Da die Speicherkapazität für AdBlue aufgrund der zu geringen Größe schnell nicht mehr ausreichte, mussten die Abgaswerte auf anderem Wege "bereinigt" werden. 

Die Behörden erfuhren von den Absprachen wohl von Volkswagen selbst: Der Automobilkonzern aus Wolfsburg hat bei den Wettbewerbsbehörden eine Art Selbstanzeige eingereicht, um einer noch höheren Strafe zu entgehen. Ein ähnliches Schreiben hat angeblich auch Daimler aufgesetzt.

Den Kartellbehörden lagen nach Spiegel-Bericht schon im Sommer 2016 erste Hinweise über mögliche Absprachen der Pkw-Hersteller vor. Dabei wurden Räumlichkeiten der Volkswagen AG durchsucht, um einem Verdacht einer Absprache bei Stahlpreisen nachzugehen. In diesem Zusammenhang stießen die Ermittler auf ein mögliches Kartell, an dem sich führende Hersteller beteiligt haben sollen.

Während die Aktienkurse der Hersteller in der Zwischenzeit abgestürzt sind, waren weder Volkswagen, noch BMW oder Daimler für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach Aussage von Verkehrsminister Dobrindt wären kartellrechtliche Absprachen eine zusätzliche Belastung für die Thematik, die aktuell in der Automobilindustrie vorherrsche. Dobrindt verlangte daher eine lückenlose Aufklärung sowie die Durchsetzung notwendiger Konsequenzen, wenn sich die Vorwürfe erhärten sollten.

Die Tagesschau berichtet, dass den Automobilkonzernen im Falle einer Verurteilung eine Kartellstrafe drohe, die durchaus im Milliarden-Bereich liegen könne. Eine Klagewelle von Unternehmen und Privatpersonen ist sehr wahrscheinlich. Das Thema Absprachen dürfte in jedem Fall auf dem Dieselgipfel, den die Bundesregierung mit Vertretern aus Politik und Industrie für den 2. August anberaumt hat, eine zentrale Rolle spielen.

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