Das Elektroauto-Startup Sion will via Community-Funding bis zum 30. Dezember 50 Millionen Euro durch 2.000 Vollreservierungen von bestehenden und neuen Unterstützern einsammeln. Der Produktionsbeginn für den Solarstromer Sion soll sich derweil auf Herbst 2021 verschieben.
Die neue Kampagne folgt laut Unternehmensangaben auf eine strategische Neuausrichtung bei der Finanzierung des Projekts. Im Zuge der Verhandlungen mit klassischen Investoren, habe sich zunehmend gezeigt, dass deren Interessen mit der Unternehmensstrategie von Sono Motors nur schwer vereinbar sei.
„Wir haben in den letzten Monaten immer wieder feststellen müssen, dass unsere Ziele in völligem Widerspruch zu denen klassischer Finanzinvestoren stehen. Aggressives Wachstum und schnelle Profite lassen sich kaum mit einem nachhaltigen Unternehmens- und Fahrzeugkonzept vereinbaren, das den Zugang zu bezahlbarer und klimafreundlicher Elektromobilität in der Breite ermöglichen soll“, sagt Laurin Hahn, CEO und Mitgründer von Sono Motors.
Die Entscheidung für ein Community-Funding sei ein klares Bekenntnis zu den mehr als 10.000 Unterstützern, die den Sion bereits reserviert und angezahlt haben, sowie gegen den Einstieg von Investoren, die die Vision und Ziele des Unternehmens nicht teilen und unterstützen, betont Sono Motors.
„Wir haben uns im Spannungsfeld zwischen unseren Versprechen an die Reservierer und den Anforderungen von Investoren zerrieben und zunehmend verbogen. Das mussten wir unbedingt korrigieren. Soziale Verantwortung und Klimaschutz wären sonst auf der Strecke geblieben und damit all das, wofür wir angetreten sind. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, die Finanzierung dieses innovativen Fahrzeugkonzepts gemeinsam mit den Menschen fortzuführen, die den Sion auf der Straße sehen wollen”, sagt Jona Christians, CEO und Mitgründer von Sono Motors.
Gründer bringen Gewinnbeteiligung ein
Mit Start der Kampagne bringen die Unternehmensgründer ihre noch verfügbaren Gewinnbeteiligungen in einen Community Pool ein und übertragen zukünftige Gewinne auf die bestehenden Reservierer eines Sion. Sie verzichten dadurch auf persönliche Gewinne, behalten aber die Stimmrechte im Unternehmen. So sei sichergestellt, dass die Unternehmensziele weiterhin umgesetzt und der Sion nachhaltig und ohne Änderungen am Konzept produziert werden kann. Derzeit hält das Gründerteam nach eigenen Angaben 74 Prozent der Unternehmensanteile und 64 Prozent der Gewinnbezugsrechte.
Das Kapital aus dem Community-Funding will Sono Motors vor allem in Produktionsanlagen und Serien-Prototypen des ersten Sion investieren. Der Solarstromer soll ab 25.500 Euro kosten, und mit seiner 35-kWh-Batterie 255 WLTP-Kilometer bewältigen. Die in die Fahrzeugoberfläche verbauten Solarzellen können laut Sono Motors jährlich bis zu 5800 Kilometer Reichweite erzeugen.
Bis sich dieses Prinzip in der Praxis bewähren kann, dürfte es nun aber noch etwas länger dauern, als ursprünglich geplant. Der Mitteilung zufolge verschiebt sich die Produktion der ersten Sion im schwedischen Trollhättan auf September 2021. Zuletzt war die Serienfertigung ab dem zweiten Halbjahr 2020 geplant, ursprünglich sollte es eigentlich bereits Ende 2019 losgehen.