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Rollt nur, wenn die Strecke elektrifiziert ist: Batteriezug der Firma Alstom.
Alstom

Rollt nur, wenn die Strecke elektrifiziert ist: Batteriezug der Firma Alstom.

Die Deutsche Umwelthilfe fordert Bundesregierung und Deutsche Bahn AG auf einen verbindlichen Elektrifizierungsplan auszuarbeiten, um 100 Prozent des Schienennetzes zu elektrifizieren. Nur so ließe sich das Ziel eines klimaneutralen Verkehrs bis 2030 erreichen.

Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband kritisiert den mit derzeit 61 Prozent ihrer Meinung nach „absolut unzureichenden aktuellen Schienen-Elektrifizierungsgrad“. Die Neuelektrifizierung des deutschen Schienennetzes läge auf einem historischen Tiefstand.

„Bei der aktuellen Elektrifizierungsrate von nur 0,2 Prozent pro Jahr wird es knapp 200 Jahre dauern, bis wir den Elektrifizierungsstand der Schweiz mit rund 100 Prozent erreicht haben. Österreich hat sich bereits für 2030 vorgenommen, sein komplettes Schienennetz zu elektrifizieren. Diesem Vorbild gilt es zu folgen“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Deutschland hinter Polen, Italien, Spanien

Um die von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgeschriebene Erhöhung des Elektrifizierungsgrades von derzeit 61 auf 70 Prozent bis zum Jahr 2025 zu erreichen, sei eine sofortige, siebenfach beschleunigte Elektrifizierung notwendig. Doch zwei Jahre nach Regierungsstart fehle ein Umsetzungsplan für zusätzliche Elektrifizierungsstrecken, mit dem das Bundesverkehrsministerium bzw. die Deutsche Bahn dieses konkrete Ziel erreichen möchten, kritisieren die Umweltschützer.

Jürgen Resch: „Während die Bundesregierung Milliarden in die Förderung der Elektromobilität auf der Straße investiert, erreicht die Elektrifizierung der Schienenstrecken aktuell einen 50-Jahres-Tiefstand.“ Deutschland läge beim Elektrifizierungsgrad der Schienenstrecken im europäischen Vergleich noch hinter Ländern wie Polen, Italien und Spanien. „Wir fordern von der Bundesregierung eine verbindliche Planung für 100 Prozent Elektromobilität auf der Schiene bis 2030. Hierzu bedarf es klarer Vorgaben, zusätzliche Finanzmittel und Planungskapazitäten. Die Herausforderungen sind immens, weiteren Zeitverlust können wir uns nicht leisten.“

Lückenschluss auf zehn besonders wichtigen Strecken

Im Rahmen ihrer neu gestarteten Kampagne "Lückenschluss" präsentiert die Umwelthilfe zehn ausgewählte Strecken, bei denen Bund und Bahn beweisen könnten, wie sie durch beschleunigte Planungs- und Umsetzungsmaßnahmen das Elektrifizierungsziel für 2025 tatsächlich erreichen. Um 100 Prozent Elektromobilität auf der Schiene bis 2030 zu erreichen, müsse auch die Infrastrukturverkehrsplanung des Bundes angepasst werden, moniert die Umwelthilfe. In Deutschland läge für die nächsten zehn Jahre der Schwerpunkt der national wichtigen Infrastrukturvorhaben zu 49 Prozent auf dem Aus- und Umbau von Straßen und nur zu 42 Prozent auf dem Ausbau und der Elektrifizierung der Schiene.

„Wie autofixiert diese Bundesregierung ist, lässt sich auch an den geplanten Infrastrukturmaßnahmen erkennen, bei denen die Schiene abermals vernachlässigt wird. Die Bundesregierung setzt weiterhin die falschen Schwerpunkte bei der Verkehrswende, wir brauchen eine starke, 100 Prozent elektrifizierte Schiene“, so Resch weiter.

Die DUH fordert in einem ersten Schritt bis 2025 besonders wichtige „Lückenschluss“-Strecken zu elektrifizieren und zugleich schmutzige Dieselschienenfahrzeuge abzuschalten. Sie hat insgesamt zehn Elektrifizierungsprojekte im Bundesgebiet ausgewählt, die beschleunigt umgesetzt werden sollen. Mit einem vergleichsweise geringen Aufwand könne auf diesen Strecken eine große Verbesserung bei der Elektrifizierung erzielt werden, so die Umweltschützer.

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