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Eine höhere Förderung von Elektroautos wäre eine mögliche Maßnahme zur Wiederbelebung des Automarktes.
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Eine höhere Förderung von Elektroautos wäre eine mögliche Maßnahme zur Wiederbelebung des Automarktes.

Der Automobilmarkt könnte in Deutschland um etwa 20 Prozent in diesem Jahr einbrechen. Ein Ansatz zur Wiederbelebung können noch höhere Förderungen für Elektroautos sein, meint Professor Stefan Bratzel, Gründer und Leiter des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der Wirtschaft und Handel in Bergisch Gladbach.

Das CAM ist eine unabhängige Einrichtung für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung. Das Auto-Medienportal hat ihn dazu befragt, wie sich Autoindustrie und -handel in der Corona-Krise behaupten können. Bratzel prognostiziert einen Einbruch des Automarktes in diesem Jahr um 17 Prozent weltweit und um 21 Prozent in Europa. Für die USA wird ein Rückgang auf etwa 14 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge vorausgesehen und der chinesische Markt wird nach Einschätzungen des CAM relativ glimpflich davonkommen.

Für die Situation auf dem deutschen Automobilmarkt erklärt Bratzel: „In Deutschland rechnen wir wie im Rest Europas mit einem Rückgang von gut 20 Prozent. Das wären am Ende des Jahres dann deutlich weniger als drei Millionen Zulassungen. Die Entwicklung hängt aber auch sehr stark von möglichen Fördermaßnahmen ab.“

Förderungen für Autokäufe

Als möglichen Ansatz für eine positive Entwicklung, erwähnt Bratzel eine finanzielle Förderung des Autokaufs, beispielsweise eine weitere Aufstockung der Umweltprämie:

„Man könnte die 6000 Euro Umweltprämie aufstocken. Vielleicht um 4000 Euro, die sich wieder Hersteller und Regierung teilen, sodass die Prämie auf 10.000 Euro wächst und viele Elektrofahrzeuge sehr günstig werden lässt. Das würde einiges bringen. Aber es könnten auch konventionell angetriebene Modelle mit geringeren Mitteln gefördert werden“, so Bratzel. Im Falle einer höheren Elektroautoförderung würde die Corona-Kise den Wechsel zur Elektromobilität beschleunigen.

Der Experte geht davon aus, dass die Autohersteller ihre Produktionen ab Ende April, Anfang Mai sukzessiv wieder hochfahren. Ob man dann die Produktionskapazitäten wieder vollständig ausschöpfen werde, hänge vor allem von der Nachfrage-Situation ab. Auch der Handel habe zunächst die übervollen Lager zu leeren.

Werksschließungen und kritische Situation bei Zulieferern und Handel

Die Überkapazitäten in Europa werden perspektivisch dazu führen, dass drei bis fünf der Autofabriken in den kommenden Jahren schließen werden, meint Professor Bratzel. Nach seiner Einschätzung dazu befragt, ob alle Hersteller die Krise überleben werden, meint Bratzel, dass einige notleidende Hersteller übernommen würden, aber die Automarken weiterbestehen würden.

Kleinere und mittelständische Zulieferfirmen sieht Bratzel als sehr gefährdet in der jetzigen Krise:

„Viele Unternehmen sind nicht unbedingt im Fokus der Öffentlichkeit, spielen aber eine überaus wichtige Rolle in der gesamten Wertschöpfungskette. Um die großen Konzerne wie Bosch, Continental oder ZF muss man sich trotz ihrer aktuellen Liquiditätsprobleme keine Sorgen machen, aber die kleineren mittelständischen Unternehmen werden Probleme bekommen, wenn die Hilfen der Bundesregierung nicht schnell eintreffen. Sechs bis acht Wochen ist die maximale Länge, die diese Unternehmen überbrücken können, um zu überleben“, meint Stefan Bratzel.

Auch im Handel sieht es insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig aus. Viele hätten schon vor der Krise wirtschaftliche Probleme gehabt. „Es werden Standorte von größeren Unternehmen übernommen werden. In fünf bis zehn Jahren werden viele Händler verschwinden, und die Zahl der unabhängigen Unternehmen wird kleiner werden“, so die Prognose von Bratzel.

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