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Gereon Meyer | [CC BY-SA 3.0] |  via Wikimedia

2013 war ein bewegtes Jahr für die Elektromobilität – so langsam geht es richtig los! Die Zahl der verfügbaren Elektroautos wächst, die der öffentlichen Ladestationen ebenso. Vor allem seit dem Renault ZOE und jüngst mit dem BMW i3 sind Elektroautos auch in der breiten Werbung sehr präsent, wodurch die Elektromobilität über die klassischen Zielgruppen hinaus eine große mediale Aufmerksamkeit erlangt hat. Und es zeigt bereits Wirkung: Immerhin 65 Prozent der Bevölkerung können sich grundsätzlich vorstellen, auf ein Elektroautos umzusteigen, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) ermittelte (eMobilitätOnline berichtete).

Jedoch ist nach wie vor nur eine Minderheit bereit, Mehrkosten für ein Elektroauto aufzubringen. Die Hoffnungen der Branche richten sich vor allem auf weitere Fortschritte bei den Batterietechnologien, um Elektromobilität für breite Bevölkerungsschichten bezahlbar zu machen.

 

Neuzulassungen 2013 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt

 

Wenn auch auf weiterhin niedrigem Niveau, werden sich die Neuzulassungen von Elektroautos 2013 im Vergleich zum Vorjahr wahrscheinlich mindestens verdoppelt haben: Von Januar bis November dieses Jahres sind laut Kraftfahrtbundesamt 5.606 Elektroautos neu auf die Straßen gekommen. 2012 waren es insgesamt noch 2.956 E-Autos. Ein Trend, der hoffentlich anhält bzw. weiter verstärkt wird.

Insgesamt gibt es mittlerweile in Deutschland fast 13.000 reine Elektroautos (ohne Plug-in-Hybride) – bei circa 43 Millionen PKW ist da noch viel Luft nach oben. Zum Vergleich: In Norwegen sollen bereits etwa 17.000 Elektroautos fahren und das bei einer Einwohnerzahl von rund 5 Millionen. In Österreich sind rund 1.900 Elektroautos (Stand Oktober 2013) auf den Straßen.

Wolfgang Jung/CC BY-SA 2.0 via Flickr

Auch die Ladeinfrastruktur wächst: Aktuell gibt es hierzulande rund 3.000 öffentliche Ladesäulen – bis 2020 sollen es nach dem Willen der Europäischen Union in Deutschland 86.000 und EU-weit 450.000 Stromtankstellen sein. Ebenso wie das berühmte Millionenziel der Bundesregierung ein ehrgeiziges Vorhaben. Für die Schweiz listet das Portal LemNET rund 800 Ladestationen (nicht alle öffentlich) auf, das Portal E-Tankstellenfinder für Österreich 1.362 (nicht alle öffentlich). Immer mehr Online-Portale wie die genannten vereinfachen die Stromtankstellen-Suche, häufig gibt es dazu eine passende App für unterwegs.

Seit Kurzem stehen auch in Deutschland (4), Österreich (1) und der Schweiz (1) sowie den Niederlanden (2) die ersten Supercharger von Tesla. Mit den 6 Stationen, die bereits in Norwegen stehen, beläuft sich das europäische Supercharger-Netz aktuell auf 14 Standorte.

 

Elektroautos: Die wichtigsten Neuerscheinungen 2013

 

Seit 2013 gibt es endlich so etwas wie eine Auswahl unter Elektroautos. Viele etablierte Automobilhersteller haben eigene Serienmodelle auf den Markt gebracht, für 2014 sind noch deutlich mehr angekündigt. Die wichtigsten Elektroauto-Neuerscheinungen 2013 stellen wir Ihnen hier kurz vor:

 

Renault ZOE: Der Bestseller aus Frankreich

Elektroauto ZOE

Renault

Seit Juni 2013 wird er auch in Deutschland verkauft: Der ZOE, das neueste Elektroauto aus dem Hause Renault. Der kompakte 5-Türer ist in Frankreich das meistverkaufte Elektroauto und schneidet auch hierzulande bei den E-Auto-Verkäufen vergleichsweise gut ab. Mit einer offiziellen Reichweite von 210 Kilometern – im Alltag dürften 150 realistisch sein – und einer Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h ist der ZOE als umweltfreundlicher Flitzer für die Stadt konzipiert. Er ist ab 21.700 Euro erhältlich (eine Home-Ladestation für die Garage ist im Kaufpreis enthalten) , zzgl. monatlicher Leasingkosten für die Batterie.

 

Ford Focus Electric: Luxus-Auto ohne Luxus-Image

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Optisch unterscheidet sich der seit Juli 2013 erhältliche Focus Electric kaum von dem konventionell betriebenen Modell. Mit einer Reichweite von rund 160 Kilometern (Herstellerangaben – unabhängige Testfahrten kommen meist auf deutlich niedrigere Werte) und einer Höchstgeschwindigkeit von 137 km/h entspricht der Focus Electric ungefähr den Durchschnittsleistungen der gängigen Elektroautos. Aber der Elektro-Fokus hat vor allem ein großes Manko: Seinen hohen Preis. Mit 39.990 Euro ist er sogar teurer als der in puncto Image und Style-Faktor sicherlich höher angesiedelte und angesehene BMW i3.

 

Tesla Model S: Die sportliche Familienkutsche aus Kalifornien

 Tesla Motors

Das neue Model S wurde heiß erwartet, seit August 2013 wird es in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern ausgeliefert. Und offensichtlich hat Tesla gehalten, was versprochen wurde, das Medienecho ist durchweg positiv. Eine luxuriöse Ausstattung sowie ein riesiger Touchscreen prägen den Innenraum, der für bis zu 7 Personen Platz bietet, von außen präsentiert sich die Tesla-Limousine sportlich-elegant. Je nach bestelltem Batteriepaket soll das Model S eine beachtliche Reichweite von 255 bis 480 Kilometern gewährleisten – der angekündigte Aufbau einer flächendeckenden Supercharger-Infrastrukur soll auch längere Fahrten, bei denen eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 190 km/h möglich ist, ohne größere Wartezeiten ermöglichen. All dies hat auch seinen Preis: In der Grundausstattung sind mindestens 71.400 € für das Model S fällig.

 

BMW i3: Alles, nur nicht gewöhnlich

 BMW AG

Das einzige Elektroauto, das in Deutschland noch mehr Aufmerksamkeit erfahren hat als das Model S ist der BMW i3, der seit November bei den Händlern steht bzw. besser gesagt, dort bestellt werden kann. Die große Medienkampagne hat ihre Wirkung erzielt, laut BMW soll es schon vor Verkaufsstart über 10.000 Vorbestellungen gegeben haben. Entsprechend geht das Unternehmen davon aus, dass der i3 direkt von Beginn an Gewinn abwirft. Mit einer Reichweite von 160 Kilometern (Herstellerangabe) sowie einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h ist er ebenfalls vornehmlich für den urbanen Einsatz konzipiert. Der i3 bietet Platz für 4 Personen und wartet neben allerlei technischen Neuerungen vor allem mit einer Karosserie aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) auf, was ihn besonders leicht und gleichzeitig stabil machen soll. Auch das Design soll neue Maßstäbe setzen und macht aus dem Elektro-BMW auf jeden Fall einen Hingucker. Der BMW i3 ist ab 34.950 Euro zu haben.

 

VW e-up!: Sympathischer Stadtflitzer im konventionellen Look

VW AG

Der elektrifizierte VW up! ist das erste reine Elektroauto des Wolfsburger Automobilkonzerns und ebenfalls seit November 2013 auf dem Markt. Der Elektro-Kleinwagen bietet 4 Sitzplätze, eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h und eine Reichweite von 160 Kilometern (Herstellerangabe). Optisch gleicht er weitestgehend dem Schwestermodell mit Verbrennungsmotor, von der bogenförmigen Anordnung der LED-Tagfahrlichter im Stoßfänger und den zweifarbigen Sitzbezügen im Innenraum abgesehen. Allein der Preis dürfte vielen Interessenten Magenbeschwerden verursachen: Mit 26.900 Euro ist der e-up! mehr als doppelt so teuer wie ein konventionell betriebener VW up!.

 

Politik

 

Nach dem Willen der alten und neuen Bundesregierung soll sich Deutschland im Bereich Elektromobilität zum Leitmarkt und -anbieter entwickeln. Tatsächlich werden vielfältige Forschungsprojekte mit einem millionenschweren Förderprogramm unterstützt. Ob das gesetzte Ziel, bis zum Jahr 2020 1 Millionen Elektroautos auf die Straßen zu bringen, erreicht werden kann, erscheint jedoch fraglich. Nicht nur die Automobilbranche, auch viele Experten fordern daher ein verstärktes Engagement der Politik, zu dem auch Kaufanreize gehören, wie sie in vielen anderen Ländern eingesetzt werden. Gerade in diesem Punkt bleibt auch die neue Bundesregierung hart. Alternativ hat sich die große Koalition für eine staatliche Finanzierung entschieden: Künftig sollen für den Elektroauto-Kauf günstige KfW-Kredite in Anspruch genommen werden können - konkrete Konditionen wurden bisher jedoch nicht genannt. In Expertenkreisen stößt diese Maßnahme jedoch weitgehend auf Skepsis, da die teils erheblich Preisdifferenz zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren dadurch nicht ausgeglichen werde. Zumindest hat der Bund angekündigt, einen Teil des Fuhrparks mit Elektroautos zu bestücken.

Aktuell gelten in Deutschland folgende Erleichterungen für Elektroautos: Wer bis Ende 2015 ein elektrisch betriebenes Auto kauft, ist mit diesem Fahrzeug für die kommenden 10 Jahre von der KFZ-Steuer befreit – klingt toll, bringt über den gesamten Zeitraum allerdings nur eine Ersparnis von einigen hundert Euro. Bei der sog. 1 Prozent-Regel für Firmenwagen werden bei E-Cars (inkl. Plug-in-Hybride) die Batteriekosten aus der Bemessungsgrundlage herausgerechnet. Zur Vereinfachung wird für Elektrofahrzeuge, die bis zum 31.12.2013 angeschafft wurden, pauschal 500 Euro pro kWh angesetzt, insgesamt maximal 10.000 Euro. Danach reduziert sich pro Jahr die Pauschale um 50 Euro pro kWh sowie der Maximalbetrag um 500 Euro. Diskutiert werden aktuell noch Privilegien für E-Auto-Fahrer, wie kostenfreies Parken oder die Nutzung von Bus- oder Taxispuren.

Zahlreiche europäische Länder setzen deutlich stärkere Kaufanreize für Elektroautos als Deutschland: So hat Luxemburg seine Prämie erst kürzlich für ein weiteres Jahr verlängert und auch Frankreich setzt die Förderung fort, wenngleich in etwas abgespeckter Weise. Auch in Österreich existieren regional unterschiedliche Kaufprämien. In Groß-Britannien dagegen hat sich die Regierung vor Kurzem gegen die Weiterführung von direkten Subventionen für Privatpersonen ausgesprochen, Firmenwagen sollen dagegen weiter gefördert werden.

 

Elektromobilität: Auch in der Wirtschaft hat sich viel getan

Eli Shany/CC BY-SA 3.0, via Wikimedia

Wie der mangelnden Reichweite von Elektroautos begegnen? Mit einem schnellen Batterietausch unterwegs statt langer Ladezeiten, dachte sich das von Ex-SAP-Vorstand Shai Agassi gegründete Unternehmen Better Place und versuchte sich auf dem Markt mit innovativen Akku-Wechselstationen. Der Autobauer Renault sowie verschiedene private und staatliche Geldgeber konnten als Partner gewonnen werden. Doch letztlich gereicht hat das nicht, die Nachfrage blieb weit hinter den Erwartungen zurück, im Mai 2013 meldete der einstige Hoffnungsträger Insolvenz an (eMobilitätOnline.de berichtete).

Indianhilbilly/CC BY-SA 3.0, via Wikimedia

Das gleiche Schicksal erlitt der amerikanische Autobauer Fisker: Nach diversen Rückschlägen und massiven Geldproblemen wurde nach langem Hin und Her Ende November 2013 Gläubigerschutz beantragt. Das Unternehmen, bekannt durch den schicken Plug-in-Hybriden Karma, wurde an eine Investorengruppe namens „Hybrid-Tech Holdings LLC“ verkauft.

Eine gegenläufige Entwicklung hat Tesla vollzogen. Der amerikanische Elektroauto-Pionier ist mit seinem neuen Model S sowie den mit Spannung erwarteten künftigen Modellen voll auf Erfolgskurs. Dies sah vor einem Jahr noch anders aus, als nur eine kräftige Geldspritze von Daimler das Überleben des Unternehmens sicherte, wie Tesla-Mastermind Elon Musk zugab. Dem Hype und dem positive Image konnten nicht einmal die mysteriöse Brandserie auf Dauer etwas anhaben.

 

Was war sonst noch?

 

Die Brände des Model S sorgten in diesem Jahr für Schlagzeilen und bei vielen Menschen für Verunsicherung, was die Sicherheit von Elektroautos angeht. Das Model S erzielte beim Crashtest der amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde die Bestnote und gehört damit zu den sichersten Fahrzeugen seiner Klasse. Dennoch gingen in diesem Herbst innerhalb weniger Wochen gleich drei Tesla-Limousinen bei Unfällen in Flammen auf. Die darauf folgenden Untersuchen ergaben alle keine Hinweise auf Produktionsfehler oder sonstige Mängel. Die meisten Experten gehen nach wie vor davon aus, dass Elektroautos sicherer sind als konventionell betriebene Fahrzeuge.

Bundesregierung/Kugler

Im Mai 2013 veranstaltete die Bunderegierung in Berlin eine internationale Konferenz zur Elektromobilität unter dem Motto „Elektromobilität bewegt weltweit“ (eMobilitätOnline.de berichtete). Mehr als 900 Teilnehmer aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung diskutierten zwei Tage lang über Strategien und Maßnahmen, die zur Durchsetzung der E-Mobilität beitragen können. Konkrete Ergebnisse gab es zwar nicht, dafür aber den deutlich vernehmbaren Ruf der Automobilindustrie an die Politik, mehr Marktanreize zu setzen. Auch wenn Kaufprämien seitens der alten (und kürzlich der neuen) Bundesregierung wieder eine Absage erteilt wurden, wurde nochmals die Absicht unterstrichen, die Elektromobilität zu fördern und dadurch auch den Automobilstandort Deutschland zu stärken.

 

Ausblick

 

Was erwartet uns im nächsten Jahr? Einiges, so viel ist zumindest sicher! Neben spannenden Fahrzeug-Neuerscheinungen und dem forcierten Ausbau der Ladeinfrastruktur werden weitere technische Innovationen folgen und relevante Forschungsprojekte angestoßen werden – eMobilitätOnline wird Sie stets auf dem neuesten Stand halten!

 

Wir wünschen all unseren Leserinnen und Lesern einen guten Start ins neue Jahr und bedanken uns für Ihre Treue!

 

Ihr Team von eMobilitätOnline.de

 

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