Auf leisen Sohlen bzw. Reifen fahren die Elektroautos ins Zentrum der medialen Debatten – begleitet von immer lauter werdenden Werbetrommeln. Große Auswirkungen auf das Straßenbild hat das allerdings noch nicht gehabt. Dennoch hat sich 2016 aus elektromobiler Perspektive einiges getan. In unserem Jahresrückblick haben wir für Sie relevante und interessante Ereignisse zusammengefasst.
Die Neuzulassungsbilanz von Elektroautos fällt im abgelaufenen Jahr schlecht aus. Insgesamt kamen 2016 nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) neben 13.744 Plug-in-Hybriden 11.410 reine Elektroautos neu auf die Straßen Deutschlands – 2015 waren es noch 12.363 Elektroautos. Trotz Einführung einer Kaufprämie waren also im vergangenen Jahr sinkende Elektroauto-Verkäufe zu verzeichnen!
Kaufprämie bisher erfolglos
Während 2016 kaum noch jemand das einst verkündete Millionenziel in den Mund nahm, wurde mit einer Kaufprämie versucht, den stockenden Absatz von Elektroautos anzukurbeln. Am 2. Juli trat sie nach monatelangen Diskussionen in Kraft. So spektakulär die Einführung, so unspektakulär sind die Folgen. Vorsichtig formuliert. Innerhalb 6 Monate wurden nur rund 9.000 Anträge auf den sog. Umweltbonus gestellt. Mal sehen, ob es in Österreich besser läuft, wo im laufenden Jahr ebenfalls eine Kaufprämie eingeführt wird. Die deutsche Umweltministerin Hendricks brachte daher zusätzlich zur Kaufprämie noch eine Abwrackprämie für Benziner und Dieselfahrzeuge ins Gespräch.
Übrigens: Was Elektroautos nach Abzug der Kaufprämie kosten, können Sie HIER sehen.
Leseraktion
Zur Einführung und dem Mißerfolg der Elektroauto-Kaufprämie hatten wir 2016 unsere Leserinnen und Leser befragt. Interessanterweise waren die Antworten in beiden Fällen sehr unterschiedlich. So zeigte sich bspw., dass viele Elektromobilitätsinteressierte eine Kaufprämie ablehnten oder die Einbeziehung von Plug-in-Hybriden für falsch erachteten. Den mangelnden Erfolg des Umweltbonus führten die meisten Leser auf das fehlende Engagement der Hersteller zurück. Insgesamt war das Meinungsspektrum in dieser Frage breit gefächert.
Die Politik diskutiert weiter
Eine andere, mittlerweile auch in Deutschland angeregte Möglichkeit, die Elektromobilität zum Durchbruch zu führen, ist das Verbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Im vergangenen Jahr machte damit zuerst Norwegen von sich reden, die Niederlande, Indien und Österreich folgten. Noch ist kein Land diesen Schritt gegangen – auch Norwegen nicht, obwohl es anderslautende Meldungen gab.
Apropos Norwegen: Das skandinavische Vorzeigeland hat im Dezember 2016 die Marke von 100.000 Elektroautos geknackt – rein batteriebetriebenen Autos wohlgemerkt. Das neue Ziel lautet: 400.000 Elektroautos bis 2020. Die norwegischen Verkaufserfolge sind auch der Grund dafür, warum das neue Elektroauto von Opel, der Ampera-e, dort im Frühjahr 2017 als erstes auf den Markt kommen wird, bevor es in Deutschland und anderen Ländern erhältlich sein wird.
Europaweit wird der Elektroauto-Bestand (inkl. Plug-ins) Ende 2016 auf rund 600.000 Fahrzeuge geschätzt. In Deutschland dürften derzeit rund 37.000 reine Elektroautos unterwegs sein.
Volle Ladung voraus
Auch in puncto Ladeinfrastruktur gab es nennenswerte Entwicklungen in 2016. Zum einen die Zahl der Ladestationen, die kontinuierlich wächst, wenn auch auf nach wie vor überschaubarem Niveau. Nach Berechnungen des BDEW gab es im Oktober 2016 über 6.500 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland, die meisten in NRW. Zum anderen wurden weitere Gelder beschlossen, die in den Ausbau der Ladeinfrastruktur fließen sollen. Bis 2020 soll ein flächendeckendes Netz, bestehend aus 5.000 Schnell- und 10.000 Normalladestationen, entstehen und alle bewirtschafteten Autobahnraststätten mit Schnellladestationen ausgestattet werden. Der ursprüngliche Plan sah 70.000 Stromtankstellen im Jahr 2020 vor.
Achtung: lautlos
In den USA müssen ab 2019 alle neuzugelassenen Hybrid- und Elektroautos bei niedrigen Geschwindigkeiten einen Signalton von sich geben. Mit dieser Maßnahme sollen blinde und sehbeeinträchtigte Menschen vor nahezu lautlosen E-Autos gewarnt werden. Auch für Europa wird der Einsatz von akustischen Warnsystemen diskutiert. Sogar ein konkreter Soundvorschlag wurde bereits unterbreitet, der sich ziemlich spacig anhört. Einige Hersteller haben ihre Elektroautos bereits heute schon mit entsprechenden Systemen ausgerüstet.
Diese Elektroautos kamen 2016 auf den Markt
Im letzten Jahr kamen viele Hybrid- und Elektroautos auf den Markt, zudem wurden zahlreiche hochinteressante Studien präsentiert, wie z.B. der VW I.D.. Alle vorzustellen, würde das Format dieses Jahresrückblicks sprengen. Einige wollen wir Ihnen dennoch nicht vorenthalten.
Einen neuen BMW i3 soll es zwar erst Anfang des nächsten Jahrzehnts geben, allerdings hat der Akku ein ordentliches Update verpasst bekommen, sodass der kompakte Stromer nun mit dem optional erhältlichen stärkeren 94 Ah Akku über rund 50 Prozent mehr Reichweite verfügt – Tesla, Renault und Nissan sowie ab diesem Jahr VW haben mit ihren Elektroautos den gleichen Schritt getan. 2017 soll ein weiteres Update folgen. In den 3 Jahren seit Marktstart wurden über 60.000 Einheiten des BMW i3 verkauft.
Daneben hat BMW 2016 mit dem 225xe iPerformance, dem 330e iPerformance und dem 740e iPerformance neue Plug-in-Hybride auf den Markt gebracht.
Seit dem Sommer ist auch das Tesla Model X in Deutschland erhältlich.
Der für alternative Antriebe konzipierte Hyundai Ioniq ist im späten Herbst 2016 auf den Markt gekommen, zunächst als Hybrid- und Elektroversion, die Plug-in-Version folgt 2017. Als Elektroauto sind 33.300 Euro (ohne Umweltbonus) fällig.
Das Schwesterunternehmen Kia hat mit dem Optima PHEV eine günstigere Plug-in-Alternative zum VW Passat GTE auf den Markt gebracht.
Ebenfalls seit letztem Jahr ist der BYD e6, Chinas Elektroauto-Verkaufsschlager, auch in Deutschland und Österreich erhältlich.
Diese Elektroautos kommen 2017
Auch im laufenden Jahr werden eine ganze Reihe an Elektroautos in den Markt eingeführt. Mit reichlich Verspätung rollt bald die Neuauflage des elektrischen Stadtflitzers smart e.d. Zu den Händlern, der im Vergleich zum Vorgänger mehr Leistung bei weniger Verbrauch bieten soll.
Der in wenigen Monaten startende Opel Ampera-e hat schon heute in seiner Klasse die Nase vorn – zumindest was die angekündigte Reichweite angeht.
Anfang 2017 soll auch der erste Mini Plug-in-Hybrid erhältlich sein, der auf den schönen Namen MINI Cooper S E Countryman ALL4 hört.
BMW verfolgt weiter die Elektrifizierung aller Baureihen, als nächstes kommt in diesem Jahr der BMW 530e iPerformance.
Mit dem luxuriösen Coupé Volvo C90 wird es im laufenden Jahr einen weiteren Plug-in-Hybriden des schwedischen Herstellers geben.
Ende 2017 soll dann das Tesla Model 3 kommen – wenn Tesla sich treu bleibt, dürfte der Zeitplan allerdings nicht eingehalten werden. Ein Riesenerfolg ist das Elektroauto allerdings heute schon: Nur wenige Tage nach der Vorstellung des vergleichsweise günstigen Model 3 konnte Tesla fast 400.000 Vorbestellungen verbuchen – was Tesla auch vor Probleme stellt.
Haben Sie ein Elektroauto, auf das Sie sich in diesem Jahr besonders freuen? Teilen Sie uns Ihre Meinung mit!
Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern ein erfolgreiches 2017.