Ob nun die groß angelegte Sanierung der Bahn oder das vielzitierte Thema E-Mobilität – die Verkehrswende ist trotz vieler Hürden nicht aufzuhalten. In sehr vielen Bereichen wird daher intensiv nach Lösungen gesucht, den Verkehr zu elektrifizieren. Dazu gehören auch Branchen wie der Katastrophenschutz sowie die Rettungsdienste. Doch welche Lösungen sind in diesen Sparten möglich? Werfen wir einen genaueren Blick auf das, was heute schon möglich ist, und darauf, was künftig noch zu erwarten ist.
Feuerwehren waren lange Zeit skeptisch
Zunächst lässt sich feststellen: Die Debatte um die Verkehrswende wird zum Großteil sehr emotional geführt – oft stehen sich dabei Befürworter und Gegner mit verhärteten Positionen gegenüber. Die Argumente der Skeptiker gegen Elektrolöschfahrzeuge sehen dabei oft so aus:
- Die Anschaffungskosten sind deutlich höher als bei Verbrennungsmotoren.
- Die Nutzung kann mitunter zu besonderen Risiken führen.
- Teils halten Batterien nicht lang genug, um einen längeren Betrieb aufrecht zu erhalten.
Trotzdem kaufen die Feuerwehren mittlerweile vermehrt entsprechende Fahrzeuge. Auch das hat wiederum verschiedene Gründe:
- Politischer Druck: In einigen Kommunen existieren politische Rahmenbedingungen, die den Kauf von Verbrennern verbieten oder erschweren.
- Vorbildfunktion: Die Feuerwehr hat eine gewisse Vorbildfunktion und kann die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in der Bevölkerung steigern.
- Zukunftstechnologien: Da es zunehmend klare Ausstiegszeitpunkte für Verbrennungsmotoren von verschiedenen Herstellern gibt, wird deren Zukunft vermehrt infrage gestellt. Ab 2030 werden einige Städte sogar Fahrverbote für Verbrenner in ihren Innenstädten einführen, was auch für Feuerwehren künftig Herausforderungen mit sich bringt. Somit ist es besser, sich schon vorzeitig an die neue Technologie zu gewöhnen und Erfahrungen zu sammeln.
- Lärm und Schadstoffe: Die Verwendung von Elektrofahrzeugen reduziert die Lärmbelästigung bei Fahrten und senkt die Schadstoffemissionen vor Ort.
- Test: Es ist von entscheidender Bedeutung, wichtige Erkenntnisse aus dem Einsatz des ersten Elektro-Löschfahrzeugs zu gewinnen, da diese bei zukünftigen Beschaffungsentscheidungen berücksichtigt werden können.
Klimaschutz: Auch Feuerwehren möchten und sollen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Weiterentwicklung bei Löschfahrzeugen mit Elektromotoren schreitet voran
Fakt ist: Mittlerweile gibt es vermehrt Löschfahrzeuge mit Elektromotor. Da die Aspekte Sicherheit und Verlässlichkeit dabei von großer Bedeutung sind, setzen die Hersteller momentan darauf, echte Feuerwehrfahrzeug-Klassiker ins Zeitalter der Elektromobilität zu führen. Doch wie lässt sich die nötige Funktionssicherheit im Katastrophenschutz gewährleisten? Aktuell funktioniert dies vor allem durch eine Kombination aus Elektromotor und einem zusätzlichen Energiesystem (Energy Backup System), welches im Notfall übernimmt.
Dieser Ansatz hat weitere Vorteile:
- Durch einen ähnlichen Aufbau klassischer Fahrzeuge bleibt der Schulungsaufwand gering.
- Bekannte Modelle haben ihre Tauglichkeit im Einsatz bereits unter Beweis gestellt.
Wie lässt sich Elektromobilität im Katastrophenschutz sinnvoll einsetzen?
Es existieren mittlerweile viele Bereiche, in denen die Elektromobilität beim Katastrophenschutz hilfreich sein kann.
Hier einige Beispiele:
1. Mobile Energieversorgung: Im Notfall eine große Hilfe
Elektrofahrzeuge können als mobile Energiequellen dienen, um im Katastrophenfall Strom für medizinische Geräte, Kommunikationseinrichtungen oder Beleuchtung bereitzustellen. Mit geeigneten Konvertern lassen sich Elektrofahrzeuge in Notstromaggregate umwandeln, die vor Ort benötigte Energie liefern. Hier dürfte künftig ein großes Potenzial liegen, wie dieser Artikel genauer aufzeigt.
2. Fahrzeuge für Notfallteams: Schon heute kein Problem mehr
Elektrisch betriebene Fahrzeuge eignen sich gut als Transportmittel für Notfallteams und medizinisches Personal. Sie bieten eine zuverlässige und umweltfreundliche Möglichkeit, Fachkräfte in Krisengebiete zu bringen.
3. Kommunikationszentren und mobile Einsatzleitwagen
Elektrofahrzeuge können als mobile Kommunikationszentren und Einsatzleitwagen eingesetzt werden. Mit ausreichend Batteriekapazität dienen sie als Basis für die Koordinierung von Rettungseinsätzen und die Kommunikation mit anderen Einheiten. Auch hier dürfte durch eine Weiterentwicklung der Batterietechnologie in Zukunft großes Potenzial verborgen sein.
4. Einsparung von Betriebskosten: Für belastete Budgets sehr wichtig
Elektrofahrzeuge haben niedrigere Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennern. Dies ermöglicht es den Katastrophenschutzorganisationen, ihre begrenzten Ressourcen effizienter einzusetzen. Dies gilt umso mehr, wenn die Anschaffungskosten für Elektro-Einsatzwagen weiter sinken.
5. Schnelle Reaktion in urbanen Gebieten: Wendig und flink
Elektro-Kleinwagen eignen sich ideal für den Einsatz in urbanen Gebieten, um Ersthelfer schnell an den Ort des Geschehens zu bringen. Ihre Wendigkeit und kompakte Größe erleichtern die Fortbewegung in engen Straßen und Gassen. Auch Elektroroller könnten hier zusätzliche Ansätze in stark besiedelten Gebieten liefern.
6. Überwachung und Aufklärung: Für fundierte Entscheidungen vor Ort
Elektrodrohnen und -Fahrzeuge können zur Überwachung von Gefahrensituationen und zur Aufklärung in unzugänglichen oder gefährlichen Gebieten eingesetzt werden. Sie liefern Live-Feeds und Informationen in Echtzeit, die für die Entscheidungen der Einsatzleitung von unschätzbarem Wert sein können. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Rettungseinsätze auf diesem Weg deutlich effektiver zu gestalten.
Gerade in Bezug auf Naturkatastrophen liefern Drohnen auch Daten über bevorstehende Extremsituationen. Ein passendes Warnsystem in Echtzeit bietet unter Umständen die Möglichkeit von rechtzeitigen Evakuierungen oder zumindest einer frühzeitigen und damit effektiven Reaktion.
Abbildung 2: Elektroautos könnten in Zukunft auch als Stromspeicher dienen und bei Stromausfällen für die nötige Energie sorgen. Bildquelle: @ Abdrew Roberts / Unsplash.com
Fazit: E-Mobilität spielt auch im Katastrophenschutz eine zunehmend wichtige Rolle
In Summe lässt sich festhalten, dass auch der Bereich Katastrophenschutz nicht um die Verkehrswende herumkommt. Neue Einsatzfahrzeuge für einfache Einsätze und den Personentransport werden heute bereits vielfach in der elektrischen Variante angeschafft. Doch auch im Bereich der anspruchsvollen Lösch- und Einsatzwagen existieren vermehrt elektrische Varianten, die durch Notfall-Energiesysteme dafür sorgen, dass die Einsatzfähigkeiten im Katastrophenfall gewährleistet bleiben.
In Zukunft könnte E-Mobilität den Katastrophenschutz sogar deutlich verbessern. So dienen E-Autos bei einem Stromausfall als Energiequellen und elektrisch betriebene Drohnen können frühzeitig wichtige Daten liefern. Es bleibt zudem abzuwarten, welche technologischen Errungenschaften sich mit der Verkehrswende im Katastrophenschutz noch umsetzen lassen.